Missbrauch von Macht, Menschen und Gewissen: Chiles Bisch?fe im Vatikan
Das erste Treffen der Bischöfe mit dem Papst hatte am Dienstag stattgefunden, Papst Franziskus hatte einen Text mit Anregungen zur persönlichen Reflexion und zum Gebet ausgegeben. Ein weiteres Treffen hatte an diesem Mittwoch stattgefunden.
Zu dem Treffen hatte Papst Franziskus vor einem Monat in einem Brief eingeladen, in dem er um Entschuldigung gebeten hatte. Im Januar diesen Jahres hatte der Papst Chile zu einer Pastoralreise besucht, gegenüber einem Journalisten hatte er Vorwürfe gegen einen Bischof als ?Verleumdung“ zurück gewiesen.
Es geht um Missbrauchsvorwürfe unter anderem gegen den chilenischen Priester Fernando Karadima, während dem Bischof von Osorno, Juan Barros, vorgeworfen wird, von diesem Missbrauch gewusst und ihn gedeckt zu haben. Zahlreiche Opfer Karadimas hatten darauf hingewiesen und dem Papst auch einen Brief geschrieben.
Einladung durch einen Papstbrief
Er habe sich ?aufgrund eines Mangels an genauen und ausgewogenen Informationen" ein falsches Bild von der Situation gemacht, so der Papst in seinem Brief im April. Nach seinem Besuch im Land hatte der Papst den maltesischen Bischof Charles Scicluna, den ehemaligen Missbrauchs-Ankläger der Glaubenskongregation, zu einer Visitation nach Chile geschickt.
Nach der Lektüre des Berichts hatte der Papst beschlossen - so schrieb er in dem Brief - die Bischöfe zum Gespräch nach Rom einzuladen.
Der Brief des Papstes, den er den Bischöfen Chiles an diesem Donnerstag übergeben hat in einer Arbeitsübersetzung (Original Spanisch)
Liebe Mitbrüder im Bischofsamt,
Ich möchte Ihnen dafür danken, dass Sie die Einladung angenommen haben, so dass wir gemeinsam zu einem offenen Unterscheidungsprozess über die schwerwiegenden Taten, welche die kirchliche Gemeinschaft beschädigt und die Arbeit der chilenischen Kirche in den letzten Jahren geschwächt haben, kommen konnten.
Angesichts dieser schmerzlichen Vorfälle des Missbrauchs - von Minderjährigen, von Macht und von Gewissen - haben wir vertiefend sowohl ihre Schwere wie auch die tragischen Folgen, welche sie vor allem für die Opfer hatten, angeschaut.
Einige von ihnen habe ich selbst von Herzen um Verzeihung gebeten, dem haben Sie sich einmütig angeschlossen mit der festen Absicht, die verursachten Schäden wiedergutzumachen.
Ich danke Ihnen für die uneingeschränkte Verfügbarkeit, die jeder von Ihnen gezeigt hat und die es für all die Veränderungen und Resolutionen braucht, die wir kurz-, mittel- und langfristig umsetzen müssen, um Gerechtigkeit und um die kirchliche Gemeinschaft wiederherzustellen.
Nach diesen Tagen des Gebets und der Reflexion bitte ich Sie, den Aufbau einer prophetischen Kirche fortzusetzen, welche weiß das Wichtigste ins Zentrum zu stellen: den Dienst am Herrn im Hungrigen, im Gefangenen, im Einwanderer, im Missbrauchten.
Und bitte, vergessen Sie nicht, für mich zu beten.
Jesus segne Sie und die Muttergottes schütze sie.
Brüderlich
Franziskus
(Pope/ord)
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