Papst Franziskus: ?Wucher t?tet und bef?rdert Korruption“
Anne Preckel - Vatikanstadt
Rund 300 Vertreter des italienischen Beirates gegen Glücksspiel und Wucher waren zu Papst Franziskus in den Vatikan gekommen. Darunter waren auch Menschen, die dank der Initiative einen Ausweg aus dem Teufelskreis der Verschuldung und des Glücksspiels gefunden haben.
In seiner Ansprache brandmarkte der Papst den illegalen Geldverleih als ?schwere Sünde“. Wucher sei eine ?weit verbreitete Plage“ im Bereich der Schattenwirtschaft. Kriminelle Geldverleiher träten die Menschenwürde mit Füßen, so Franziskus: ?Wucher erniedrigt und tötet, er ist ein altes, verdecktes Übel, das wie eine Schlange seine Opfer stranguliert.“
Wucher nagt an sozialen Grundlagen eines Landes
Vom Wucher zur Korruption sei es nicht weit, führte der Papst weiter aus. Er kam auf die schweren Folgen zu sprechen, welche die Mafia mit Wucher-Geschäften und im Bereich der Wirtschaftskriminalität anrichtet. Diese Parallelwelt ziehe den Lebenssaft eines Landes regelrecht ab, so der Papst:
?Wucher ist Vehikel von Korruption und behindert das Gemeinwohl. Er schwächt auch die sozialen und wirtschaftlichen Grundlagen eines Landes. So kann kein Land sich ernsthaft wirtschaftlich erholen oder sich sicher fühlen, wenn es dort so viele Arme und verschuldete Familien, viele Opfer schwerer Verbrechen und viele korrupte Menschen gibt.“
?Mentalität der Legalität und Ehrlichkeit“ fördern
Der Papst formulierte zwei Stoßrichtungen, um diesen Teufelskreislauf zu zerschlagen. Sowohl bei jedem Einzelnen als auch in den Institutionen gelte es, eine ?Mentalität der Legalität und Ehrlichkeit“ zu fördern, so Franziskus. Es brauche es eine Kultur der Genügsamkeit, die dazu befähige, ?zwischen Überflüssigem und Notwendigem“ zu unterschieden und die immun mache gegen die Angebote zweifelhafter Geldverleiher: ?Es ist wichtig, die Tugend der Armut und des Opfers wiederzuerlangen: Armut, um nicht zu Sklaven der Dinge zu werden, Opfer, weil man im Leben nicht alles bekommen kann.“
Doch auch die Politik sei gefragt, erinnerte der Papst. Sie müsse dafür sorgen, dass Machenschaften wie der Wucher und das illegale Glücksspiel sich nicht ausbreiten könnten. Erneut forderte Franziskus eine ethische Orientierung der Wirtschaftspolitik und auch der Geldinstitute: Höchstes Ziel müssten der Schutz der Menschenwürde, Solidarität und Gemeinwohl sein, erinnerte er - nicht der Profit. An der Wurzel der Wirtschafts- und Finanzkrisen stehe gerade die Profit- und Geldgier, betonte er. Und er erinnerte daran, dass Geldgeschäfte und ethisches Verhalten sehr wohl gut zusammengehen: so seien viele Banken der Welt ursprünglich ja gerade deswegen entstanden, um Arme dem Zugriff von Wucherern zu entziehen.
?Wirtschaft des Ausschlusses und der Ungerechtigkeit“ ändern
Der Papst nutzte die Gelegenheit für einen grundsätzlichen Appell. So rief er zu einem ?neuen wirtschaftlichen Humanismus“ auf, ?der einer Wirtschaft des Ausschlusses und der Ungerechtigkeit ein Ende setzt, einer Wirtschaft, die tötet, wirtschaftlichen Systemen, in denen Männer und Frauen nicht mehr Menschen sind, sondern auf Instrumente einer Logik des Wegwerfens reduziert werden, die große Ungleichgewichte erzeugt.“
Der Kampf gegen die Schattenwirtschaft sei ?beschwerlich“, doch gebe große Hoffnung, so der Papst. So zeigten die ?immer qualifizierteren und konkreteren“ Initiativen der italienischen Vereinigung gegen Wucherei und Glücksspiel, dass es für die Opfer dieser Machenschaften ?Licht am Ende des Tunnels“ gebe. Der Papst würdigte die im ganzen Land bestehenden Anlaufstellen als ?Schulen der Menschlichkeit und der Erziehung zur Legalität“. Über 25.000 Familien und Kleinunternehmen seien in Italien durch diesen wertvollen Dienst vor dem Ruin bewahrt worden, lobte der Papst: ?Das verdient große Anerkennung“.
Franziskus ermutigte die Initiative zur stärkeren Vernetzung mit Verantwortlichen der Wirtschaftswelt und dem Bankenwesen, um gemeinsam gezielter gegen Wucher und Korruption vorgehen zu können.
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