Frühmesse: Die Macht des Hirten liegt im Dienst
Mario Galgano – Vatikanstadt
Papst Franziskus hat es klipp und klar gesagt: ?Die Macht des Hirten ist der Dienst, und wer eine andere Macht anstrebt, der ruiniert seine Berufung. So wird man ein Geschäftsführer, aber kein Priester.“ Es gehe nicht um Pastoralstrukturen, sondern um das Herz eines Hirten, präzisierte der Papst.
In dieser Zeit der Pandemie widmet Franziskus sein tägliches Gebet zu Beginn der Morgenmessen jeweils Personengruppen, die besonders betroffen sind. An diesem Freitag der 2. Osterwoche widmete er sein Gebet den ?Lehrerinnen und Lehrern, die nun vor der Schwierigkeit stehen, übers Internet und andere Medienkanäle unterrichten zu müssen“. Aber auch ?den Schülerinnen und Schülern, allen Studierenden, die ihre Prüfungen in einer Weise ablegen müssen, die sie nicht gewohnt sind“.
Der Evangeliumsabschnitt nach Johannes (Joh 6, 1-15) aus den Tageslesungen behandelt die wundersame Brot- und Fischvermehrung. Die Jünger hatten sich auf eine Ruhepause gefreut, aber auf Jesus wartete schon eine große Menschenmenge; und Jesus forderte die Jünger auf, den Menschen zu essen zu geben.
Papst Franziskus wies darauf hin, dass Jesus die Jünger oft auf die Probe stellte, wie er es auch in der Episode von der wundersamen Brot- und Fischvermehrung getan hat. Das Evangelium - so der Papst - ?ist voller Gesten Jesu, die seine Jünger wachsen, zu Hirten des Volkes Gottes werden lassen“.
Jesus ?liebte es, die Menschen um sich zu haben“; den Jüngern aber war es ein Dorn im Auge, weil ?nur sie dem Herrn nahe sein wollten“. Und so waren sie verärgert, als sich diese Menschenmenge einfand, ausgerechnet an dem Tag, den sie mit Jesus allein hatten verbringen wollen - und nun hatten ?die anderen“ ihren Ruhetag ?ruiniert“, fuhr Franziskus fort.
Jesus liebte die Menschenmenge
Der Papst erläuterte dann, dass es der Herr dagegen liebte, die Menschen um sich zu haben. Jesus habe immer die Nähe zum Volk gesucht: ?Er wollte die Herzen der Hirten auf die Nähe zum Volk Gottes ausrichten“; er wollte, dass sich auch die Jünger dem Volk nahe fühlten. Aber die Jünger betrachteten sich als eine Art ?privilegierte Klasse, eine "Aristokratie", die die Nähe zum Herrn als ihr Vorrrecht ansah; und der Herr hat sie oft diesbezüglich korrigiert“.
?Es ist wahr, dass das Volk Gottes den Hirten auf eine harte Probe stellen kann. Und einem guten Hirten wird noch viel mehr abverlangt, weil die Menschen ohne Unterlass seine Hilfe suchen. Ein wirklich großartiger Priester, der in einem armen Viertel einer Diözese Dienst tat, hat mir einmal erzählt, dass der Andrang so groß war, dass er schon überlegt hat, ob er seine Fenster zumauern soll: Sein Pfarrhaus war eine so begehrte Anlaufstelle, dass die Menschen Tag und Nacht an seine Tür klopften - und eben auch an die Fenster.“
Doch Jesus habe eine andere pastorale Haltung gelehrt, betonte der Papst:
?Jesus lehrt die Apostel diese pastorale Haltung der Nähe zum Volk Gottes, aber sie sind müde, weil das Volk immerzu bittet, immer irgendetwas will: konkrete Dinge - vielleicht auch falsche Dinge -, aber meist sind es eben ganz konkrete Dinge, und dafür muss der Hirte Sorge tragen.“
Auch Fehler benennen können
Jesus habe gesagt: Gebt ihr ihnen zu essen, führte Franziskus weiter aus. Und genau das sei es, was vom Hirten im Bezug auf das Volk verlangt werde: für Nahrung zu sorgen, Auswege aus Irrtümern aufzuzeigen und Lösungen für Probleme zu finden, zählte Franziskus auf. ?Der arme Apostel muss geben, was er selbst erhalten hat“, aber er müsse auch die Fehler der Menschen benennen, denn ?Menschen machen oft Fehler“.
Dann fügte Franziskus noch eine Überlegung an, die in der Bibelpassage zwar nicht genannt wird, sich seiner Meinung nach aber durchaus zugetragen haben könnte: Vielleicht hätten einige Jünger Jesus angesichts der ihm folgenden Menschenmengen vorgeschlagen, er solle die Macht übernehmen. Da hätte der Herr aber sicherlich klar gemacht, dass dies nicht sein Weg sei. Deshalb bat der Papst in seinem Schlussgebet am Ende der Predigt um die Fürsprache des Herrn, damit die Priester ?keine Angst davor haben, dem Volk Gottes nahe zu sein“.
(vatican news)
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