Papst in Santa Marta: Kinder und alte Menschen sind unsere Hoffnung
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Ausgehend vom Buch des Propheten Sacharja beschrieb Franziskus, wie groß die Liebe Gottes ist, der sein Volk auch dann liebt, wenn es ihn verraten und vergessen hat. ?So spricht der Herr der Heerscharen: Mit großem Eifer trete ich ein für Zion und mit großer Zornglut setze ich mich eifersüchtig für es ein. So spricht der Herr: Ich bin nach Zion zurückgekehrt und werde wieder in der Mitte Jerusalems wohnen,“ zitierte Franziskus aus dem achten Kapitel des Prophetenbuches. Und diese Liebe Gottes mache uns auch menschlicher, gab er zu bedenken. Denn obwohl Jerusalem verloren schien, habe es auch Zeichen der Hoffnung gegeben, Zeichen dafür, dass Gott in seinem Volk immer präsent gewesen sei:
?Die Zeichen des Lebens, der Achtung vor dem Leben, der Liebe, die das Leben wachsen lässt, sind auch ein Zeichen dafür, dass Gott in unseren Gemeinschaften präsent ist. So lässt Gott sein Volk ja auch immer dann wachsen, wenn es dort alte Menschen gibt“, führte Franziskus aus und zitierte eine Kernstelle aus dem Bibeltext: ??Greise und Greisinnen werden wieder auf den Plätzen Jerusalems sitzen; jeder hält wegen des hohen Alters seinen Stock in der Hand‘: das ist ein Zeichen! Und die Plätze der Stadt ?werden voller Knaben und Mädchen‘ sein…. ?voller‘ Kinder: viele Kinder! Ein Überfluss an Alter und Kindheit. Das ist das Zeichen, und das ist das Schöne: wenn sich ein Volk um seine Kinder und um seine alten Menschen kümmert, sie wie einen Schatz hütet, dann ist das ein Zeichen für die Präsenz Gottes, die Verheißung dafür, dass es eine Zukunft gibt.“
Der demographische Winter...
?Es ist tragisch, wenn ein Land veraltet, wenn es keine Kinder mehr gibt, wenn du auf den Straßen keine Kinderwagen, keine schwangeren Frauen mehr siehst… weil die Leute sagen: Kinder? Bloß nicht …,“ brachte der Papst die Situation vieler Familien unserer Zeit auf den Punkt. ?Es ist tragisch, wenn man lesen muss, dass es in einem Land mehr Rentner als Berufstätige gibt. Das ist tragisch! Wie viele Länder auf der Welt erleben gerade diesen demographischen Winter. … Und wenn man die alten Menschen nicht schätzt, dann verliert man auch die Tradition: Die Tradition ist kein Museum, kein Sammelsurium alter, verstaubter Dinge. Die Tradition ist die Garantie der Zukunft, sie erst gibt den Wurzeln den Saft, der den Baum wachsen, ihn Frucht tragen lässt... Eine veraltete Gesellschaft ist eine sterile Gesellschaft, und das ist für beide Seiten ein Nachteil – die Alten und die Jungen.“
Die Kultur der Hoffnung
Wie kann also man die Botschaft Gottes also auf den Punkt bringen?, fragte der Papst am Ende der Messe, und gab auch gleich die Antwort: mit der ?Kultur der Hoffnung“. Einer Kultur, die durch die jungen und alten Menschen zum Ausdruck komme. Sie seien die Garanten für das Überleben ?eines Landes, einer Heimat, einer Kirche“.
?Denken wir nur an die alte Frau, die mich – als ich in Rumänien war - auf dem Platz in Ia?i, angesehen hat – eine typische rumänische Großmutter mit Kopftuch … Sie hat mich angesehen und mir ihren kleinen Enkel entgegengehalten. Und dabei hat sie mich ganz stolz angeblickt, als wollte sie sagen: Dieses Kind hier ist mein Sieg, mein Triumph! Dieses Bild, das um die ganze Welt ging, sagt mehr als diese Predigt. Die Liebe Gottes bedeutet nie Wegwerfkultur; sie sät Liebe und lässt das Volk wachsen. … Und an dieser Stelle möchte ich euch Pfarrern einen Rat geben. Wenn ihr abends Gewissenserforschung betreibt, dann fragt euch doch: Wie war ich heute zu den Kindern und den alten Leuten? Das wird uns helfen.“
(vatican news)
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