Frühmesse: Papst redet Bisch?fen ins Gewissen
Mario Galgano und Adriana Masotti – Vatikanstadt
Es ging diesmal um eine Botschaft, die nach Ansicht des Papstes vor allem an Bischöfe gerichtet ist: die Gewissenserforschung des Verantwortlichen nämlich. Das passte dazu, dass Franziskus ab diesem Dienstag die chilenischen Bischöfe zu Krisengesprächen über ihren Umgang mit Missbrauchsfällen empfängt - allerdings ging der Papst auf diese Gespräche nicht ein.
Paulus also: Einerseits sei der Völkerapostel stolz gewesen auf das, was er in Ephesus erreicht habe. Aber dieser Stolz mische sich doch mit dem klaren Bekenntnis, dass er ein Sünder sei.
Paulus sei vor allem stolz darauf gewesen, dass es ihm gelungen sei, auf den Heiligen Geist zu hören. Und das sei, so Franziskus, eine wichtige Aufgabe für einen Bischof. Oft falle es einem Bischof gar nicht so leicht, sich von der eigenen Gemeinschaft zu verabschieden, wenn dies der Heilige Geist verlange. Aber Paulus habe der Gemeinschaft von Ephesus ein Testament hinterlassen, das heute noch gültig sei:
?Er rät nicht: ,Gebt dieses Eigentum dem, und das andere hinterlasse ich jenem…' So etwas ist ein weltliches Testament. Seine große Liebe war Jesus Christus; seine zweite Liebe war die Herde. Wacht über die Herde und seid Bischöfe für die Herde, um sie zu bewahren, und nicht, um die Karriereleiter zu erklimmen. Nein, so nicht!“
Der Apostel gehört nicht mehr sich selbst, sein Leben gehört dem Dienst, der ihm übertragen wurde. Paulus legt seine Nachfolger in Ephesus Gott in die Hände - in der Zuversicht, dass der Heilige Geist sie leiten wird. Aber dann geht er auch auf seine persönliche Erfahrung ein und betont, dass er weder auf Silber noch Gold oder teure Kleidung ausgewesen sei.
Die Kunst des richtigen Abschieds
?Das Testament des Paulus ist ein Zeugnis. Es ist auch eine Ankündigung und eine Herausforderung: ,Ich bin diesen Weg gegangen, und jetzt müsst ihr weiter gehen.' Wie weit ist dieses Testament von jenen weltlichen Testamenten entfernt! ,Das hinterlasse ich dem, und das andere jenem.' Da geht es um Güter. Aber Paulus besaß nichts, er besaß nur die Güte Gottes, den apostolischen Mut und das Wissen, wer Jesus Christus war: sein Retter.“
Wenn er diese biblische Passage lese, dann denke er an sich selber als Bischof, der sich verabschieden müsse, eines Tages.
?Ich bitte den Herrn um die Gabe, mich auf diese Weise zu verabschieden. Bei der Gewissensprüfung werde ich zwar nicht wie Paulus als Sieger hervorgehen - doch der Herr ist gut und barmherzig. Ich denke an die Bischöfe, an alle Bischöfe. Möge der Herr ihnen die Güte schenken, sich so zu verabschieden, mit diesem Geiste, dieser Kraft und dieser Liebe zu Jesus Christus und diesem Vertrauen in den Heiligen Geist, wie es Paulus hatte.“
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