?: Pfarre Schwechat startet Missbrauchsaufarbeitung
Der 2017 verstorbene Priester Helmut B. habe ?das Vertrauen vieler Menschen missbraucht, sich über viele Jahre hinweg sexuellem Missbrauch gegenüber minderjährigen Schutzbefohlenen schuldig gemacht und dadurch Menschen zutiefst verletzt“, heißt es in dem der Pfarre, das am Sonntag bei den Gottesdiensten verlesen wurde und von dem auch die Erzdiözese Wien auf ihrer Website berichtet.
B. war ab 1955 in der Pfarre Schwechat tätig, zunächst als Kaplan und ab 1961 bis 1999 als Pfarrer. Er habe die Pfarre maßgeblich geprägt, durch Initiativen wie die Gründung von Basisgemeinden, die Einführung von Eherunden und der Bau des Pfarr- und Sozialzentrums am Zirkelweg. Nicht bekannt gewesen sei, dass er zugleich eine ?dunkle Seite, die großes Leid verursacht hat“ gehabt habe, so das Schreiben. Erst in den letzten zwei Jahren seien aus der Bevölkerung Vorwürfe aufgetaucht, die das Bild über den Geistlichen verändert hätten. Einzelheiten wurden ?aus Rücksicht und zum Schutz der Betroffenen“ nicht genannt.
Jetziger Pfarrer distanziert sich von Verbrechen
Der jetzige Pfarrer Werner Pirkner und das Pfarrleitungsteam distanzierten sich von den ?Verbrechen“ und bedauerten gegenüber allen Betroffenen, dass die Pfarre ?ihrer damaligen Verantwortung nicht gerecht geworden“ sei. Nun wolle man ?das Unrecht ansprechen, um einen Weg für Heilung und Versöhnung zu eröffnen“. Angekündigt wurden in den kommenden Wochen mehrere Gespräche und Formen der Unterstützung für direkt Betroffene, Angehörige und auch ?jene, die sich innerhalb der Pfarre mit unterschiedlichen Sichtweisen konfrontiert fühlen“.
Seitens der zuständigen Erzdiözese Wien gab Pressesprecher Michael Prüller am Montag die Unterstützung und Begleitung des ?mit großer Sorgfalt unternommenen Weges“ der Pfarre Schwechat bei der Aufarbeitung bekannt. Letztere stehe nun auch bei der Erzdiözese selbst an: Sehr wohl sei ein einziger Vorfall zu dem beschuldigten Priester bekannt gewesen, der 1996 auch zu einer gerichtlichen Verurteilung mit einer bedingten Strafe geführt habe. Die Diözesanleitung habe damals, ?gestützt auf ein ausnehmend positives Gutachten eines renommierten Psychiaters“, den Seelsorger weiter im Dienst belassen, seine Pensionierung aber beschleunigt.
Damalige Reaktion ?ungenügend"
Wenngleich derzeit keine Vorwürfe aus der Zeit nach der Verurteilung vorlägen, ?müssen wir aus heutiger Sicht feststellen, dass die damalige Reaktion der Erzdiözese ungenügend war“, erklärte Prüller. Heute wisse man über die ?Hartnäckigkeit pädophiler Neigungen“ und würde ?sofort mit einer Dienstfreistellung reagieren und das Umfeld informieren“.
Bei der Prävention und der Verfolgung von Missbrauch habe sich in Österreichs Kirche seither vieles verbessert, verwies der Diözesansprecher auf die unabhängigen Ombudsstellen, deren erste in Wien 1996 gerade erst im Entstehen war, sowie die Stabsstellen für Prävention. Heute seien Präventionsschulungen verpflichtend, es gebe ein Prozedere zur Meldung von Vorwürfen und Verdachtsfällen und die Diözesen seien verpflichtet, ?Betroffenen zu gerichtlichen Anzeigen zu raten und ihnen dabei zu helfen“. Auch seitens der Pfarre Schwechat wurden bereits laufende Präventionsmaßnahmen wie ein Schutzkonzept und verpflichtende Schulungen hervorgehoben.
Sowohl die Pfarre Schwechat als auch die Erzdiözese appellierten an Menschen, die im Umgang mit dem beschuldigten Priester Missbrauch erlitten oder solchen bemerkt hätten, sich bei der Ombudsstelle der Erzdiözese Wien zu melden. ?Sie steht mit Rat und Hilfe zur Verfügung, allen Hinweisen wird dort rasch, kompetent und weisungsfrei nachgegangen. Auch wenn die Vorfälle weit zurückliegen, bietet die Kirche finanzielle und therapeutische Hilfen an“, so die diözesane Mitteilung.
(pm/kap – pr)
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