Uni-Konferenz beleuchtete Kommunikation und Evangelisation
Das klug gewählte Datum bescherte der Universität die Rekordanmeldung von rund 600 christlichen Kommunikationsexperten aus Diözesen, Bischofskonferenzen und kirchlichen Einrichtungen aus über 60 Ländern der Welt: Von den USA bis Spanien, von Kolumbien bis Mexiko, von Nigeria bis Australien.
Dr. Claudia Kaminski - Vatikanstadt
Erzbischof Rino Fisichella, Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung eröffnete die Veranstaltung gemeinsam mit dem Großkanzler der Universität: Fernando Ocariz, Prälat des Opus Dei.
Glauben kohärent bezeugen
Ein Teil der Rede war auch der digitalen Kultur als unvermeidliche Herausforderung für die heutige Evangelisierung gewidmet. Fisichella warnte vor den Gefahren des digitalen Narzissmus, wies aber auch auf die Chancen hin, die diese kulturelle Revolution bietet: Die digitale Kommunikation ermögliche es, die Grenzen von Raum und Zeit zu überwinden, aber sie erfordere einen erkennbar christlichen Stil, der in der Lage ist, den Glauben glaubwürdig und kohärent zu bezeugen.
Das Programm der Tagung ging nicht direkt auf das Heilige Jahr und das Schreiben von Papst Franziskus ?Spes non confundit“ ein, doch in den einzelnen Beiträgen der wichtigsten Sprecher wurde immer wieder die Hoffnung thematisiert. So im Panel über die Nächstenliebe und Charity, bei dem Kirche in Not, die Päpstlichen Missionswerke und Marys Meals auf ihre Arbeit aufmerksam machten.
Aufarbeitung von Missbrauch so früh wie möglich
Beim Umgang mit Missbrauch war Hoffnung weniger Thema. Die Psychiaterin Irma Patricia Espinosa von der Päpstlichen Kinderschutzkommission bekam zunächst als vierfache Mutter und für 40 Ehejahre Applaus.
Nadja El Beheiri, Österreicherin und Professorin für römisches Recht in Budapest, erklärte uns, warum sie sich dieses Forum ausgesucht hat: ?Ich begleite verschiedene Personen auf verschiedene Arten und Weisen. Und da merke ich immer wieder, dass ich mit diesem Problem konfrontiert werde. Manchmal liegt es viele, viele Jahre zurück und trotzdem hinterlässt manchmal ein einmaliges Ereignis unter Umständen eine tiefe Wunde.
Manchmal treffe ich auch auf Fälle, wo in einer früheren Generation ein Missbrauch passiert ist und es bei den Enkeln herauskommt, und bei den Enkeln wirklich schwere psychische und physische Schäden hervorruft.“ Auf die Frage, was die Psychiaterin ihr denn mitgegeben habe, was sie gelernt habe, sagt El Beheiri: ?Dass man diese Probleme immer ernst nehmen muss und auch, dass die Zeit Wunden nicht heilt, sondern unter Umständen sogar verstärkt. Das heißt, eine sehr frühe Aufarbeitung ist notwendig. Je früher ein Problem ans Tageslicht kommt, je früher man beginnt, sich mit diesem Problem zu beschäftigen, je früher man beginnt, das aufzuarbeiten, desto größer ist die Chance für die Heilung der Wunde."
Nutzung von Kunstschätzen im Jubiläumsjahr?
Ralf van Bühren machte in seinem Vortrag über Altes Kulturgut und die Neuevangelisation deutlich, dass die christliche Kunst noch zu wenig für die christliche Bildung und Evangelisierung genutzt wird. Immer wieder werde die Kirche für ihre Kunstschätze gerügt, die man ja zugunsten der Armen verkaufen könne. Er zitierte Papst Franziskus: ?Die Pietà gehört der Menschheit“, sie sei daher unverkäuflich.
Hier blieb die Frage offen, ob der Vatikan das Heilige Jahr nutzt, um die christlichen Kunstschätze auch in die Neuevangelisierung einzubringen.
Fulton Sheen - der erste TV-Influencer
Ein Highlight war die Vorführung der Dokumentation: ?Follow that Bishop“ von ?Romereports‘. Die römische Nachrichtenagentur hatte zuletzt durch einen Emmy für einen Film über Benedikt XVI. und eine viel beachtete Dokumentation über die Schweizergarde in Zusammenarbeit mit dem SRF auf sich aufmerksam gemacht. Viola Heutiger, im Vorstand der Seemannsmission und gebürtige Deutsche, war sehr angetan von diesem amerikanischen Bischof, den man vielleicht als den ersten TV-Influencer bezeichnen könnte.
Kraft, Inspiration und Licht durch die holy hour
Sie hatte voller Zuneigung und Respekt von ihm reden hören und war neugierig: ?Ich war in Vielem völlig überrascht. Was mich sehr beeindruckt hatte, dass Fulton Sheen jeden Tag eine volle Stunde - die er als holy hour beschrieb - nutzte, um ins Gespräch mit Gott zu kommen, und sagte, das gebe ihm Kraft, Inspiration und Licht. Und was mich auch beeindruckte war, dass er in voller Kleriker-Kleidung als Bischof, wirklich enorm gepflegt vor den Menschen stand und so auch die Institution, die er vertrat zeigte und auch im Namen dieser sprach. Diese Ästhetik regt auch die Sinne an und war für mich besonders authentisch."
Inklusive Sprache
Viola Heutigers Fazit der Konferenz ist durchaus positiv: ?Ich kam mit der Erwartung, dass man lernt, wie man über kirchliche Themen, über den eigenen Glaubensweg und über christliches Engagement besser kommuniziert. Aber habe eigentlich noch viel mehr gelernt, weil man sehr viele Ideen bekam.
Zum einen hat mich die Mehrsprachigkeit der Konferenz sehr inspiriert, weil man da auch wieder Begrifflichkeiten lernt, wo man in der eigenen Sprache sucht: zum Beispiel gibt es so etwas wie eine freundschaftliche Sprache, einen Sprachstil, der inklusiv ist. Spreche ich von Fremden, von Besuchern, von Gästen, von Ausländern. Das macht aus, ob sich jemand willkommen fühlt und wie man miteinander umgeht.“
Weitere Schlüsselthemen der Konferenz waren Evangelisierung im digitalen Zeitalter und die Bedeutung des interkulturellen Dialogs. Auch die Integration künstlicher Intelligenz in die kirchliche Kommunikation wurde diskutiert. Zur Frage nach virtuellem Pilgern sagte uns Nadja El-Beheiri: "Ich habe die Antwort sehr überzeugend gefunden, die der Vertreter von Pater Pio, (San Giovanni Rotondo, Stefano Campanella) gefunden hat: Es gibt sicherlich Situationen, wo eine physische und tatsächliche Pilgerreise nicht möglich ist. In solchen Fällen sind digitale Pilgerreisen eine gute und valide Alternative.
Opfer gehört zum Pilgern
In anderen Momenten kann ein digitales Erleben ein erster Schritt sein, aber den muss man dann in ein reales Erlebnis verwandeln." Campanella hatte klar betont, dass zum Pilgern auch ein tatsächlicher Weg sowie Opfer gehören. Für Ältere und Kranke sei die Online-Messe und auch das Online Pilgern jedoch eine gute Alternative.
Am Samstag und Sonntag nehmen die Kommunikationsexperten an den Veranstaltungen im Rahmen des Jubiläums der Welt der Kommunikation im Vatikan teil.
(vatican news)
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