D: Bischof Meier erinnert an die Deportationen in Rom
An diesem Dienstag, 15. Oktober 2024, fand auf dem Petersplatz in Rom eine Gedenkveranstaltung der Initiative ?Ricordiamo Insieme“ statt, um an die Judendeportationen des 16. Oktober 1943 zu erinnern. Mehr als 1.250 Juden, darunter viele Frauen, Kinder und ältere Menschen, wurden damals während des jüdischen Laubhüttenfestes von den Nationalsozialisten verhaftet und größtenteils nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Bischof Dr. Bertram Meier, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, sprach bei der Veranstaltung und thematisierte die Verantwortung der christlichen Kultur für die Shoah.
Bischof Meier stellte klar: ?Der Nationalsozialismus war eine antichristliche Ideologie und die Motive derer, die die Ermordung der europäischen Juden geplant und durchgeführt haben, widersprachen völlig allen christlichen Überzeugungen. Trotzdem dürfen wir nicht vergessen, dass die Shoah in Europa stattfand, in einer Kultur, die zutiefst vom Christentum geprägt ist.“ Er betonte, dass diejenigen, die an der Verhaftung und Ermordung der Juden beteiligt waren, die christlichen Gebote kannten, insbesondere das Gebot ?Du sollst nicht töten.“ Die Shoah bleibt damit ein schmerzhafter Stachel im Fleisch der Christenheit.
Tiefe Scham
Als deutscher Bischof äußerte Meier tiefe Scham darüber, dass es Deutsche waren, die die Razzia geplant und durchgeführt haben – mitten in Rom, dem Zentrum der katholischen Kirche. Im Rahmen des Zweiten Vatikanischen Konzils habe die Kirche eine grundlegende Reform ihres Verhältnisses zum Judentum in der Erklärung ?Nostra aetate“ eingeleitet, die heute einen aktiven Einsatz gegen Antisemitismus zur Pflicht eines jeden Christen mache.
Bischof Meier nahm auch Bezug auf aktuelle Entwicklungen und äußerte Sorge über den steigenden Antisemitismus in Europa, der durch den Terrorangriff der Hamas und den anschließenden Krieg in Gaza angeheizt wird. ?Viele Juden fragen sich heute, ob sie wieder zu Fremden geworden sind,“ sagte Meier und forderte die Christen dazu auf, Antisemitismus im Alltag entschieden entgegenzutreten und jüdischen Mitmenschen beizustehen.
Die Veranstaltung ?Ricordiamo Insieme“ wurde 2012 von drei jüdischen Römerinnen und einem deutschen Ehepaar ins Leben gerufen. Sie erinnern mit verschiedenen Gedenkaktionen an die Shoah und den christlichen Antijudaismus. Nach der Zeremonie auf dem Petersplatz folgte ein Gedenkmarsch zum ehemaligen Collegio militare, dem Ort, an dem viele der verhafteten Juden vor ihrer Deportation inhaftiert wurden.
(pm - mg)
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