Buchtipp: ?Der Sinn des Lebens“ von Manfred Lütz
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Ein Buch zu gestalten, das nur scheinbar von Rom und seiner Kunst handelt, in Wahrheit aber vom Sinn des Lebens: Mit diesem Vorsatz tritt Manfred Lütz an und legt ein gehaltvolles Werk vor, das geistig weit ausgreift. Zunächst einmal: Selbstverständlich geht es um Kunst. Sehr eingehend sogar, und mit vielen Fotos.
Dutzende römische Werke stellt der Autor in ihrem Sinngehalt vor, in ihrer exemplarischen Zeichenhaftigkeit für den jeweiligen Moment der Geschichte Roms, aber auch in dem, was dieser Werke uns Heutigen sagen. Denn gute Kunst bleibt deshalb lebendig, weil sie sich immer neu über die Jahrhunderte mit Zuordnung aufladen lässt. Von der Wölfin mit Romulus und Remus geht es da chronologisch durch die Jahrhunderte, Antike, Mittelalter, Renaissance, Barock, dann wird es spärlicher, doch auch das 20. und sogar das 21. Jahrhundert sind vertreten. Pantheon, Laokoongruppe, Pietà, Sanata Maria Maggiore, Michelangelo und Raffael im Vatikan: Alle diese monumentalen Werke und Künstler ordnet Lütz leichthändig und eingängig die großen Linien der Geistesgeschichte Europas ein.
Das Bild bildet ab
Was sagen diese Bilder und Skulpturen aus über die Zeit, in der sie entstanden sind, und über die Vorstellungen, die man sich von der Welt und von Gott machte? Und an dieser Stelle wird dann tatsächlich nicht länger vom Bild als bloßem Kunstwerk ausgegangen, sondern das Bild bildet ab. Es dient Manfred Lütz für einen Zweck, nämlich Sinn und Bedeutung zu generieren aus den Zeitläuften und dem Nachdenken über die Welt.
Kreatives Ausloten der Resonanzräume von Kunst
Manche Schlussfolgerung des Autors mag etwas steil daherkommen, etwa die, dass die Weltgeschichte vielleicht anders verlaufen wäre, hätten seinerzeit Michelangelo und Martin Luther im Vatikan miteinander reden und sich erklären können; auch die These, dass in Michelangelos Schöpfung auf der Decke der Sixtinischen Kapelle die Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen grundgelegt ist, weil der Künstler Gott und Adam gleich groß malte, ist ein so interessanter wie gewagter Gedankengang. Zugleich ist dieses kreative Ausloten der Resonanzräume von Kunstwerken paradigmatisch für das ganze Buch. Es hat eine quasi geschlossene Erzählform: Eins verweist aufs Andere, greift Früheres auf, spinnt Fäden zu dem, was nachher kommt, an Sinn, Geschichte und Horizont. Da bleiben beim Lesen nicht viele Fragen offen, die kommen erst nach und nach beim Vertiefen im Gedanken.
Das Buch strotzt vor Wissen, aber es will nicht eigentlich gelehrt sein. Es will die Augen für Sinn öffnen, und Sinn sieht ein Mann vom Format von Manfred Lütz im Christentum, in einem Christus, der den Menschen heil will.
Manfred Lütz: Der Sinn des Lebens. Kösel, 2024. Preis: 30 Euro.
(vatican news – gs)
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