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Wolfgang Bürgstein (62) ist Generalsekretär der Schweizer Kommission ?Justitia et Pax“. Die Kommission, eine Art katholischer Think Tank zu sozialen, politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Fragen, untersteht der Schweizer Bischofskonferenz (SBK). Im Gegensatz zu anderen Nationalkommissionen haben die Schweizer Kommission und die SBK bisher kein Statement zum Krieg gegen die Ukraine veröffentlicht. Bürgsteins Antworten geben daher seine persönlichen Ansichten wieder.

Er persönlich sei für eine entschiedene militärische Unterstützung. Die deutsche Kommission von Justitia und Pax spreche von ?klugen Waffenlieferungen“. Das heißt, man müsse im Einzelfall unterscheiden und entscheiden, welche Waffensysteme geliefert werden. ?Dafür fehlt mir sicherlich die Kompetenz“, gibt Bürgstein im Interview mit dem Schweizer Nachrichtenportal kath.ch zu. Und fügt an:

?Aber ich sehe im Moment keine, auch ethisch begründete, Alternative zu diesem Weg. Die luxemburgische Kommission vertritt eine noch schärfere Position:  Sie fordert, dass schleunigst mehr Waffen geliefert werden müssen. Und zwar so lange, bis die russische Seite versteht, dass es so nicht weitergehen kann.“

In der Bergpredigt gehe es um die Vision einer größeren Gerechtigkeit. Eine Vision, die sich abkehrt vom alttestamentlichen ?Auge um Auge, Zahn um Zahn“, erläutert Bürgstein. Die sich aber deshalb nicht auf ein ?wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die linke hin“ reduzieren lasse, fügt er an:

?Denjenigen oder diejenige möchte ich sehen, der die Position eines radikalen Pazifismus vertritt gegenüber der Witwe eines ukrainischen Soldaten oder einer Mutter, die im Bombardement ihr Kind verloren hat. Die Bergpredigt ist nicht zu verwechseln mit Zynismus und Naivität, sondern mit der Idee einer größeren Gerechtigkeit. Natürlich ist Gerechtigkeit nicht ohne Frieden zu bekommen – aber Friede ohne Gerechtigkeit eben auch nicht.“

Der Katechismus der katholischen Kirche kenne die Lehre vom gerechten Krieg. Bürgstein zitiert den Kirchenhistoriker Hubert Wolf, der kürzlich darauf hingewiesen habe, dass die Situation der Ukraine alle Kriterien eines gerechten Verteidigungskrieges erfülle. ?Warum tun wir uns als Katholiken und Katholikinnen so schwer, die Ukraine in ihrem Verteidigungskampf zu unterstützen?“, fragt sich Bürgstein.

Wolfgang Bürgstein (62) ist Ökonom und Theologe. Für die Kommission Justitia et Pax arbeitet er seit 2003. Er ist deren Generalsekretär. Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Sozial- und Wirtschaftsethik, Gesundheitspolitik sowie Fragen der Menschenrechte.

(kath.ch - mg)