D: Theologe für ?neues Verst?ndnis dessen, was Ehe bedeutet“
Die vom Papst gebilligte Erklärung ?“ des vatikanischen Dikasteriums für die Glaubenslehre erlaubt unter anderem die Segnung von Partnern in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung – aber unter genau festgelegten Bedingungen. Auf die Veröffentlichung des vatikanischen Lehrdokuments reagierten einige Kritiker mit dem Argument, der Segen für ?irreguläre“ Paare stehe der kirchlichen Tradition entgegen.
Im Januar 2024 veröffentlichte das Glaubensdikasterium eine ausführliche und betonte darin, an der katholischen Lehre zur Ehe ändere die neue Möglichkeit des Segnens nichts. Neben liturgischen oder rituellen Segnungen gebe es nämlich auch die ?eher spontanen oder seelsorgerisch motivierten“ Segnungen, und letztere habe ?Fiducia supplicans“ im Blick. Das entspreche der seelsorgerlichen Vision von Papst Franziskus mit ihrer positiven Sicht auf eine ?volksnahe Pastoral“.
Unterschied zwischen Segen und Sakrament für viele unwichtig
Der Theologe und Professor für Theologische Ethik an der Universität Fribourg, Daniel Bogner, fragt in einem Beitrag auf dem Nachrichtenportal katholisch.de, was ?die deutsche Kirche nun damit machen“ wird und ?inwiefern es überhaupt angemessen ist, den Unterschied zwischen Segen und Sakrament beim Thema Partnerschaft und Liebe so strikt aufrechtzuerhalten, wie die Kirche dies bisher tut“. Zwar geht er davon aus, dass für viele Menschen kein wesentlicher Unterschied zwischen Segen und Sakrament bestehe, da für sie wichtig sei, ?ihre Entscheidung vor Gott zu legen und seinen Beistand dafür zu erbitten“. Welche theologischen Begriffe die Kirche dafür verwende, sei für viele oftmals zweitrangig.
Für die katholische Kirche bestehe allerdings ?ein erheblicher Wertungsunterschied zwischen Segnung und Sakrament: Eine Segnung solle, wie der Synodale Weg es sagt, Ausdruck der ?Wertschätzung für eine vorhandene Liebe und die darin gelebten Werte‘ sein, während das Sakrament ?Bild und Teilhabe der Liebe Christi zu seiner Kirche‘ (so der Konzilstext ?Gaudium et spes“, Nr. 48) darstellt und darin den Bund Gottes mit den Menschen repräsentiert“, so Bogner. ?Fiducia supplicans“ könne daher von einigen so verstanden werden, als sei ihre Beziehung keines Sakraments würdig, ?aber einen Segen könne man gewähren“.
Kein gnadentheologisches Zweiklassenregime einführen
?Ziel sollte es sein, den Sinn des Sakramentes selbst neu zu justieren, statt mit einer subtilen Unterscheidung zwischen Segen und Sakrament den Zugang zum Sakrament elita?r zu verengen und fu?r die vom Sakrament nicht adressierbaren Lebenssituationen ein gnadentheologisches Zweiklassenregime einzufu?hren“, schreibt Bogner weiter, ?nach dem Motto: Sakrament für die Wenigen, Segen für eine größere Runde“. Dies gelte besonders mit Blick darauf, dass das gegenwärtige Verständnis vom Ehesakrament die Wirklichkeit gelebter Partnerschaften kaum berücksichtige. Wie die Ehe konkret gelebt werde ?und ob die gelebte Realität der Beziehung zwischen den Ehepartnern dem Liebesband Christi zu seiner Kirche, gar dem Bund Gottes mit seiner Schöpfung entspricht, interessiert die kirchliche Lehre erst einmal nicht“, erklärt der Theologe.
Bogner fragt, wie die Fehlerhaftigkeit und Unvollkommenheit des Menschen in das Verständnis des Ehesakramentes mit aufgenommen werden kann. ?Es würde bedeuten, das reale Beziehungsleben viel mehr als bisher zum Kriterium der Sakramentalität der ehelichen Verbindung zu machen. Was wiederum hieße, Ehevorbereitung und -begleitung neu zu fokussieren und aus ihrer nachgeordneten Position herauszuholen. Wahrhaft partnerschaftlich zu leben, das fällt nicht vom Himmel, aber vieles, was dazu gehört, kann eingeübt werden“, so Bogner. Er sieht die Aufgabe bei der Kirche, dies zu einem ihrer Kernanliegen zu machen.
?Die Option lautet also: Lasst uns arbeiten an einem tief und breit ansetzenden Ehe-Sakrament, das die ganz realen Weisen des Liebens zwischen Menschen zur Basis nimmt, und gegen eine Etagenlogik, die zwischen einer ?Vollform‘ Sakrament und einem verbilligten Segensangebot fu?r ?niedere‘ Liebesformen unterscheidet“, so die Forderung des Theologen. Der weltkirchliche Weg dorthin sei weit, und gerade deswegen müsse die Diskussion darüber jetzt einsetzen.
(/vatican news – vn)
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