Kohlgraf: Deutsche Kirchenstudie zeigt ungeschminkt Probleme
Die Bischöfe wollten auf Basis der ernüchternden Ergebnisse zu Debatten über Konsequenzen einladen, erklärte der Vorsitzende der Pastoralkommission der Bischofskonferenz am Dienstag bei einer Online-Pressekonferenz.
Aus seiner Sicht dürfe sich Kirche nicht als ?heiliger Rest“ verstehen, ?der sich schmollend zurückzieht und abschottet“, so der Bischof. Auch eine massiv schrumpfende Kirche müsse ein wichtiger Faktor in gesellschaftlicher wie religiöser Hinsicht bleiben. In einer Zeit, in der sich für immer mehr Menschen die Gottesfrage gar nicht mehr stelle, müsse die Kirche ihre Rolle neu bestimmen: ?Die Diskussion darüber, was Kern der Kirche und ihres Auftrags ist - und was vielleicht wegfallen kann oder muss -, muss ernsthaft geführt und weiter vertieft werden.“
Neben der Familie hätten laut der Studie Angebote wie Erstkommunion- und Firmvorbereitung sowie Jugendverbände und Ministrantenarbeit einen nachweisbar positiven Einfluss auf die spätere Einstellung zu Religion und Kirche, so Kohlgraf weiter: ?Kirchliche Angebote sind also nicht wirkungslos. Wer an kirchlichen Angeboten teilnimmt, erlebt diese meistens als positiv und wirksam.“
Zudem habe Kirche bei der Kindererziehung und in Krisen und schwierigen Lebenssituationen eine hohe Relevanz für das Leben aller Befragten. Außerdem gebe es große Erwartungen an die Kirche und keine Gleichgültigkeit: ?Die Reformerwartungen, auch hinsichtlich der Themen des Synodalen Weges, werden mit übergroßer Mehrheit geäußert. Reformbemühungen können sich durch die Daten gestärkt wissen.“
Umgang mit Schuld noch lückenhaft
Dabei erinnerte Kohlgraf auch an den Missbrauchsskandal als Ausgangspunkt des Synodalen Weges: Wenn 82 Prozent derjenigen, die einen Austritt erwägten, sagten, sie würden nicht austreten, wenn Kirche deutlicher ihre Schuld bekennen würde, habe die Kirche ihr Versagen offensichtlich nicht ehrlich genug bekannt: ?Wir haben noch keinen glaubwürdigen Weg gefunden, mit unserer Schuld, aber auch der Heilung und Versöhnung (persönlichen wie institutionellen) umzugehen.“
Die Kirchen hätten immer noch eine hohe zivilgesellschaftliche Bedeutung, fügte der Bischof hinzu: ?Sie verbürgen ein überdurchschnittliches Maß an ehrenamtlichem Engagement. Sie haben eine höhere Reichweite in die Gesellschaft als von Experten prognostiziert; es bestehen nach wie vor zahlreiche Kontakte der Bevölkerung zu kirchlichen Einrichtungen und kirchlichem Personal, die als hilfreich für das eigene Leben angesehen werden.“
(kap/kna - cs)
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