Schweiz: Armut bleibt hoch
Unter den in der Schweiz von Armut betroffen waren im Jahr 2021 etwa 134.000 Kinder. Der Anteil der von Armut betroffenen Personen sei gegenüber dem Vorjahr angestiegen und erreiche einen neuen Höchststand, geht aus der jüngsten Statistik hervor. Fast ein Fünftel der Menschen in der Schweiz könnten für eine unerwartete Ausgabe von 2.500 Franken (derzeit etwa 2.539 Euro), wie etwa eine Zahnarztrechnung, nicht aufkommen. Nach wie vor auf hohem Niveau ist mit 157.000 Personen die Zahl der erwerbstätigen Armutsbetroffenen, die auch als Working Poor bezeichnet werden. Mitbetroffen sind auch Kinder und nichterwerbstätige Familienmitglieder im gleichen Haushalt. Insgesamt beträgt die Anzahl der Personen, die trotz eines Erwerbseinkommens im Haushalt arm sind, 305.000.
Trotz einer guten gesamtwirtschaftlichen Lage sei es in den vergangenen Jahren nicht gelungen, diesen Trend zu brechen und die Armut in der Schweiz zu reduzieren. Als Folge der Pandemie und durch die aktuelle Lebenskostenteuerung, die stark steigenden Krankenkassenprämien und Mietkosten geraten zurzeit noch mehr Menschen in finanzielle Notlagen.
Zahl der Hilfesuchenden nimmt zu
Immer mehr Menschen richten sich hilfesuchend an die Caritas. So sei die Nachfrage nach vergünstigten Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs gewachsen. In den 22 Caritas-Märkten seien im ersten Quartal fast 40 Prozent mehr Einkäufe als im Vorjahr zu verzeichnen, nachdem bereits 2022 ein Rekordjahr war.
In einigen Regionen übersteigt die Nachfrage nach Sozial- und Schuldenberatung die Kapazität der Caritas. Auch finanzielle Einzelfallhilfe bei Notlagen wird häufiger in Anspruch genommen. Große Sorgen bereiten den Menschen die in diesen und kommenden Wochen eintreffenden Nebenkostenrechnungen für das Jahr 2022, die viele knapp bemessene Haushaltsbudgets zu sprengen drohen.
Die Politik ist gefordert
Die Caritas fordert Bund, Kantone und Gemeinden auf, die Menschen nicht allein zu lassen und gezielt gegen Armut vorzugehen. ?Wir fordern geeignete Maßnahmen gegen die aktuelle Teuerung und Preisanstiege. Insbesondere müssen die Prämienverbilligungen für die Krankenkassen dringend ausgebaut werden“, sagt Andreas Lustenberger, Leiter für den Bereich Grundlagen und Politik bei Caritas Schweiz. Für Notlagen brauche es individuelle Unterstützungsbeiträge.
Erforderlich seien aber auch längerfristig ausgerichtete Maßnahmen, um die strukturellen Ursachen der Armut zu bekämpfen, wie die Caritas in ihrem Appell für eine Schweiz ohne Armut aufgezeigt hat. Dazu zählen existenzsichernde Löhne, kostengünstige externe Kinderbetreuung und mehr bezahlbarer Wohnraum.
(caritas-schweiz – mg)
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