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Buchtipp: Vom Zauber des Untergangs Buchtipp: Vom Zauber des Untergangs  

Buchtipp: Vom Zauber des Untergangs

Kunst und Katastrophe: Kaum ein anderer Ort wie Pompeji ist Sinnbild für diese beiden Schlagwörter. Der neue Direktor des Weltkulturerbes Pompeji, Gabriel Zuchtriegel, geht in seinem Buch „Vom Zauber des Untergangs“ der Frage nach, was die archäologischen Entdeckungen vor allem über uns in der Gegenwart aussagen.

Mai 2023: Für die Forscher ist es ein Sensationsfund. Bei Ausgrabungen in Pompeji wurden zwei Männerskelette gefunden. Und man hat noch weitere Entdeckungen gemacht. Die beiden Männer sollen an multiplen Traumata nach dem Einsturz von Teilen eines Gebäudes infolge des Erdbebens gestorben sein. Die antike Stadt Pompeji lag am Fuße des Vulkans Vesuv. Bei Ausbrüchen im Jahr 79 nach Christus hatten Asche, Schlamm und Lava die Siedlungen unter sich begraben und die Stadt teilweise konserviert. Im 18. Jahrhundert wurde Pompeji wiederentdeckt.

Die neusten Funde in Pompeji
Die neusten Funde in Pompeji

Zurück zum Fundort: Ein Teil der Wand des Raumes stürzte ein und traf einen der Männer. Dessen erhobener Arm war das tragische Bild eines vergeblichen Versuchs, sich vor herabstürzendem Mauerwerk zu schützen. Solche Funde zeigen die Wucht einer Naturkatastrophe - und wie abhängig die Menschheit von der Natur und Umwelt ist.

Hier hören Sie das Interview mit Gabriel Zuchtriegel

Die Ausgrabungsstätte, an der immer wieder sensationelle Funde zutage gefördert werden, gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Italien und ist eine der wichtigsten Touristenattraktionen des Landes. Geleitet wird die Stätte seit Juli 2020 vom Deutschen Gabriel Zuchtriegel.

Gabriel Zuchtriegel (links) bei der Fundstelle in Pompeji
Gabriel Zuchtriegel (links) bei der Fundstelle in Pompeji

Mit seinem Buch „Vom Zauber des Untergangs“ stellt er seine Sicht auf Pompeji dar und bietet der Leserin und dem Leser nicht nur einen Einblick in die Ausgrabungen und den Alltag der süditalienischen Ortschaft. Zuchtriegels Werk ist auch eine Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit, der Bedeutung von Kunst und Kultur und der Frage, wer wir eigentlich sind. Pompeji mag uns heute einen Einblick in die Antike geben, aber die Entwicklung der Archäologie und des Tourismus sagen viel über die Entfaltung der Menschen im Laufe der Zeit. So lässt uns Zuchtriegel wie vor einem Spiegel stehen - und was wir darin wiederfinden, ist einerseits spannend aber auch schrecklich. Das ist wohl auch der Sinn und Zweck der Kunst, wie sie in der Antike war und wie wir sie auch heute noch verstehen.

Und so kamen auch wieder die „alten, verborgenen Riten“ zum Vorschein. Das Religiöse spielte in der antiken Stadt eine herausragende Rolle. Venus, die Göttin der Liebe, war die Stadtgöttin Pompejis. Aber gerade dieses Bild kann uns heute verblenden und ein falsches Bild von der Antike zeigen. Verehrte Ahnen, vergöttlichte Kaiser und exotische Kulte aus dem Orient: Die Pompejaner suchten sich vielfältigen spirituellen Beistand. Oft spielten dabei durchaus weltliche Interessen eine Rolle. Da hört man durchaus eine päpstliche Gegenwartskritik, die wohl auch vor 2000 Jahren gültig war: die Gefahr der Weltlichkeit.

Zum Mitschreiben: Gabriel Zuchtriegel: Vom Zauber des Untergangs. Was Pompeji über uns erzählt, Berlin 2023, erschienen im Verlag Propyläen.

Eine Rezension von Mario Galgano.

(vatican news)

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22. Mai 2023, 10:28