Unser Sonntag: Erfüllt von Freude
Isabelle Velandia
Lk 24, 13-35
Was geschah nach dem Tod und der Auferstehung Jesu oder in diesen Tagen nach dem Sterben Jesu mit den Jüngern? Es gibt verschiedene Begegnungen Jesu mit den Jüngern und eine der bekanntesten ist eben die Begegnung auf dem Weg zweier Jünger nach Emmaus.
Zwei Jünger sind auf dem Weg nach Emmaus, das heißt, sie sind auf dem Weg weg von Jerusalem. Sie verlassen die Stadt des Geschehens, des bewegenden Geschehens, des Todes Jesu, des letzten Ortes, wo sie sich mit ihm aufgehalten haben. Sie gehen von dort weg - und wer weiß, vielleicht sind sie enttäuscht. Sie sind sicherlich verwirrt. Sie sind betroffen von dieser Situation, Sie können sie nicht einordnen.
Und vielleicht versuchen sie, sich sozusagen auch die Füße zu vertreten, eine neue Perspektive zu suchen und machen sich deswegen auf den Weg. Auf diesem Weg unterhalten Sie sich über das, was geschehen ist. In diese Situation hinein kommt Jesus nun und er erscheint ihnen wie ein Fremder. Er gibt sich auch nicht zu erkennen. Er gibt vor, nicht zu wissen, was in Jerusalem geschehen ist und gibt so auch den Jüngern, die da sehr betroffen sind, die Möglichkeit, darüber zu erzählen.
Sie klagen Jesu ihr Leid
Sie erzählen ihm sozusagen ihr Leid. Sie erklären ihm alles, was geschehen ist. Von dem Propheten Jesus sprechen sie, der gestorben ist und das sei nun schon drei Tage her und sie wissen nicht, was mit ihm passiert ist. Ihre Haltung der Niedergeschlagenheit, des Fragens und des Zweifelns zeigt, dass Ihr Glaube eben noch nicht auferstanden ist.
Sie sind unterwegs. Warum erkennen Sie ihn nicht? Das ist eine gute Frage. Diese Frage ist sehr alt in der ganzen Heiligen Schrift: Das Erkennen Gottes. Woran wird Gott erkannt? Die Suche nach Gott und das von gesucht Gott gesucht werden des Volkes Israel. Da ist die Frage Wer ist Gott? Wo können wir ihn finden? Im Gottesvolk? Im Gesetz? Diese Frage ist zentral. Diese Frage: Wo ist Gott? Wer ist Gott?
Die Grundfrage des Glaubens
Und genau die steht jetzt auch wieder im Mittelpunkt auf dem Weg nach Emmaus. Diese Grundfrage, die Grundfrage unseres Glaubens. Die Frage Wer ist Gott? Erinnert uns an unsere erste Begegnung mit Gott. Und insofern erinnert auch dieser Moment des Erkennens und nicht Erkennens an die Erfahrungen der Neugetauften, vor allem der neu getauften Erwachsenen, die genau beschreiben können das Vorher und das Danach. Also das Leben hat sich verändert. Und genau das können wir auch bei den Jüngern auf dem Weg von Emmaus beobachten.
Jesus, der nun weiß, was geschehen ist und der sich gibt, sich langsam zu erkennen. Und zwar tut er es durch die Heilige Schrift. Die Heilige Schrift ist das Wort Gottes; ist bekannt als die Worte, durch die Gott zu dem Volk spricht, und erklärt ihnen, wer er ist: Ausgehend von der Schrift. Auf dem Weg ist es sicherlich so, dass die beiden Jünger sich durch die Begegnung mit ihrem Begleiter auch erfassen lassen.
Angezogen von Jesus
Vielleicht fühlen sie sich zu ihm hingezogen, so sehr, dass sie ihn abends einladen und sagen: Ach komm, es ist Abend. Komm doch zu uns und bleib bei uns. Und er lässt sich einladen, sie essen und beim Brotbrechen erkennen sie ihn. Das ist natürlich sehr zeichenhaft. Das Brotbrechen kennen die Jünger aus Erfahrungen, wo sie mit Jesus zusammen waren. Dass er der ist, der das Brot verteilt. Es gab Situationen, da haben sie das Brot gesucht, die Brotvermehrung zum Beispiel. Er ist der, der das Brot verteilt beim letzten Abendmahl das Brotbrechen.
Das ist etwas, was Ihnen sicherlich sofort in den Sinn kommt, und Sie erkennen ihn. Was passiert aber jetzt in dem Moment, in dem Sie ihn erkennen? Ist er für Ihre leiblichen Augen nicht mehr sichtbar? Das ist sehr spannend, denn rein menschlich würde man meinen, sie müssten ihn festhalten. Sie freuen sich ja. Sie werden von einer Freude erfüllt. Sie erkennen ihn.
Als sie ihn erkennen, sehen sie ihn nicht mehr
Sie setzen sich dann gleich in Bewegung und gehen zurück nach Jerusalem, wo sie eigentlich herkommen, wo auch ihre Gemeinde ist, ihre anderen Brüder. Hier wird die Wirklichkeit umgekehrt. Also sie erkennen ihn in dem Moment, und als sie ihn erkennen, sehen sie ihn nicht mehr.
Vorher haben sie ihn mit ihren leiblichen Augen gesehen, haben ihn aber nicht erkannt. Also: Sie können ihn nicht fassen. Das ist sozusagen eine Erweiterung der Wirklichkeit. Die Wirklichkeit ist nicht nur das, was mit den leiblichen Augen gesehen wird, sondern es gibt dahinter noch eine erweiterte Wirklichkeit. Statt dann traurig zu sein, weil sie Jesus nicht sehen, werden sie von Freude erfüllt und laufen schnell nach Jerusalem zurück. Also es ist abends. Sie werden in der Nacht gelaufen sein. Das sind keine leichten Wege, aber sei spüren nichts von Müdigkeit: Die ganze Anstrengung des Hinweges, die Schwere, die Schwerfälligkeit ist wie verflogen.
Die Freude
Und sie laufen nach Jerusalem und berichten, was sie gesehen haben. Bevor sie zu Wort kommen, werden sie schon von der Freude der anderen Jünger empfangen und der Aussage Jesus ist auferstanden, der Herr ist auferstanden, er ist dem Petrus erschienen. Hier gibt es also eine gleichzeitige Erfahrung in der Unterschiedlichkeit der Ereignisse. Aber sie teilen die Freude.
Es ist eine Begegnung in der Freude des Auferstandenen. Er ist nicht sichtbar- für niemanden - aber er ist unter ihnen. Genau das ist das Geschenk des heutigen Tages. Was wir, was er uns geschenkt, ist nämlich die Erfahrung, dass es das Schönste ist, die Freude des Glaubens zu teilen. Das ist auch, das ist auch eine Einladung, das zu tun und die Begegnung mit Gott einander zu schenken. Das können kleine Begegnungen des Alltags sein, Erfahrungen, wenn etwas gut gelaufen ist. Das Miteinander zu teilen, das ist immer der Verweis auf Gott und seine Gegenwart. Und gerade in dem Teilen dieser Freude wächst die Kirche und hat die Welt Hoffnung.
Das ist Ostern.
(radio vatikan - redaktion claudia kaminski)
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