Sisters Project: ?Lebendig ist der Gott, dem wir dienen“
Von Schwester Marie OCD
?Lebendig ist der Gott, dem wir dienen.“ Viele von uns haben oft über diese Worte des großen Propheten Elija meditiert, der den Karmelitenorden inspiriert hat. In der Zeit, in der wir das neue Kloster umgebaut haben und umgezogen sind, haben wir auf eine unglaubliche Art und Weise erlebt, wie wahr sie sind. Um mit den Worten von Papst Franziskus zu sprechen: Gott hat uns in die ?Randgebiete“ berufen, in denen wir aber paradoxerweise den Menschen viel näher sind als im Zentrum der Metropole. Wir können jeden Tag wahrnehmen, wie Gott sich um uns kümmert und wie wir – an einem scheinbar ?von allen vergessenen“ Ort – für das kontemplative Leben Zeugnis geben und auch zur Fülle des Lebens einladen können. Wir möchten Ihnen nun unsere ?abenteuerliche“ Geschichte vorstellen, an der wir noch immer schreiben.
Wir sind eine kontemplative Gemeinschaft Unbeschuhter Karmelitinnen, die in päpstlicher Klausur lebt. Unser Auftrag besteht im Gebet und im Verzicht für die Anliegen der Kirche und das Heil aller Menschen. Die Dienerin Gottes Mutter Maria Electa a Jesu gründete im 17. Jahrhundert unsere Gemeinschaft, den Karmel St. Josef in Prag (Tschechische Republik). Sie stammte aus Terni in Italien und gründete die Klöster in Wien, Graz und Prag.
Alter Bauernhof wird neues Kloster
2005 haben wir beschlossen, nach einem geeigneteren Ort für unser Leben zu suchen: Unser Kloster war sehr nah am Prager Schloss und hatte nur einen winzigen Garten, da das Gebäude ursprünglich nicht für Klausurschwestern gedacht war. Außerdem wurde dieses Viertel immer lauter. Anfang 2020 sind wir auf einen kleinen Bauernhof in Drasty umgezogen, einem Dorf in der Nähe von Prag. Den Hof hatten wir 2018 gekauft. Unser Kloster in Prag haben wir unseren Brüdern überlassen, den Unbeschuhten Karmeliten. So haben wir angefangen, ein neues geistliches Zentrum in Drasty aufzubauen. Einen Teil wollen wir als Kloster nutzen, der andere Teil wird für die Öffentlichkeit zugänglich sein.
Während der kommunistischen Herrschaft war der Bauernhof von der Kirche konfisziert und erst 25 Jahre nach der ?Samtenen Revolution“ zurückgegeben worden. Der Hof war baufällig und viele dachten, wir könnten ihn nicht mehr renovieren. Es war, als hätte jemand beschlossen, den ehemaligen Bauernhof in eine Müllhalde zu verwandeln, auf der dann Unkraut wuchs.
Schwestern lernten, Traktor zu fahren
Die päpstliche Klausur hatte uns für das Projekt eine Dispens erteilt, also eine Ausnahmegenehmigung. Die zentrale Aufgabe des Ordens ist es eigentlich, für die Anliegen der Kirche und der Menschen zu beten und Opfer zu bringen. Dadurch konnten wir ab 2018 immer wieder nach Drasty fahren, erste Bauarbeiten angehen und so Geld sparen. Am Anfang waren es nur wir, aber dann schickte uns der heilige Josef – der Heilige der Zimmerleute – viele großherzige Helfer. Ihm haben wir uns schon immer jeden Tag anvertraut.
Nachdem wir als Klausurschwestern jahrelang in einer sehr abgeschotteten Umgebung gelebt hatten, waren wir begeistert darüber, im Freien zu arbeiten. Im Rückblick erkennen wir, dass Gott uns auf wundersame Weise gestärkt hat. In den ersten Monaten haben wir vor allem den Müll gesammelt und auf Container geladen. Dann haben wir Unkraut und wild gewachsene Sträucher mit Freischneidern und Motorsägen beseitigt. Einige Mitschwestern haben sogar gelernt, einen Traktor oder einen Bobcat-Bagger zu fahren.
Beim Umzug haben wir versucht, so viel wie möglich selbst oder mit der Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern zu machen. Auch dabei schickte uns der Herr ein wichtiges Zeichen: Nach allen Vorbereitungsarbeiten konnten wir mit der Hilfe Gottes und großherziger Menschen in nur vierzig Tagen nach Drasty umziehen. Diese Zahl ist für uns sehr symbolträchtig. Nur einmal mussten wir für einige sperrige Möbel eine Umzugsfirma engagieren. Es waren sehr anstrengende Tage, aber sie haben uns geeint und bereichert.
Der Hof verändert sich vor unseren Augen immer weiter. Seitdem eine Baufirma aktiv ist, steht beispielsweise das ehemals verfallene ?Verwalterhaus“ wieder als Kulturdenkmal da. Was jetzt ?Haus der Heimsuchung“ heißt, soll in Zukunft Gäste beherbergen. Wir wollen dort Einzelpersonen, Familien und Gruppen empfangen – sowohl zur Erholung als auch für diverse spirituelle Angebote. Momentan leben wir Schwestern dort, zumindest bis die wichtigsten Teile des Klosters fertig sind.
Innenräume werden noch fertiggestellt
Der Klosterbau hat im Herbst 2021 begonnen, nachdem wir lange nach einer geeigneten Baufirma gesucht hatten. Es wird aus dem ehemaligen Kornspeicher und drei neuen Flügeln bestehen. Es wird auch eine Kapelle geben, die der heiligen Therese geweiht ist. Sie soll der öffentlich zugänglich sein. Der Rohbau des Gebäudes war bereits Ende 2022 fertig. Jetzt wird an den Innenräumen gearbeitet – auch wenn uns noch die Geldmittel fehlen, um sie fertigzustellen.
Drasty ist zu unserem Zuhause geworden, zu dem Ort, an dem wir viel natürlicher leben können – in Kontakt mit der Natur und ganz neu vertraut mit dem Schöpfergott, dessen Hilfe und Schutz wir quasi ?greifbar“ erfahren haben. Wenn das Kloster fertig ist, wird diese Umgebung das Gebet noch weiter fördern und zur Fülle des Lebens mit Gott führen. Aber schon jetzt spüren wir seine Gegenwart sehr stark, und so geht es auch vielen anderen: Aus allen Gesellschaftsschichten kommen Menschen zu uns und nutzen den beschränkten Raum, den wir ihnen aktuell zur Verfügung stellen können. Sie sprechen oft von dem Frieden und der Freude, die sie hier erleben. Wir hoffen, dass Drasty künftig die ganze Umgebung wird beleben können.
Weitere Informationen zum Klosterbau in Drasty finden Sie .
(vatican news)
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