Theologie-Portal ?Feinschwarz" bekommt Herbert-Haag-Preis
Die Preisverleihung fand am Sonntag in Luzern statt, Laudatorin war die emeritierte Grazer Bibelwissenschaftlerin und Stiftungsrätin Irmtraud Fischer.
Das österreichisch-schweizerisch-deutsche Online-Magazin feinschwarz.net wurde 2015 gegründet und erreicht nach Angaben der Juroren 100.000 Leser pro Monat. Damit gehöre das ehrenamtliche Redaktionsteam von aktuell 13 Personen - darunter neben Enxing u.a. die Pastoraltheologen Johann Pock, Christian und Rainer Bucher sowie die Bibelwerk-Österreich-Direktorin Elisabeth Birnbaum - zu den führenden unabhängigen Medien im kirchlich-theologischen Bereich.
Nach eigenem Bekunden will das Portal ?Theologie unters Volk bringen". Es wolle Klartext sprechen und leiste einen wichtigen Beitrag dazu, dass ?die kirchliche Öffentlichkeit diskussionsfreudiger und vielfältiger wird". Darüber hinaus beteilige es sich aus theologisch-religiöser Perspektive auch ?konsequent an außerkirchlichen Debatten".
Gegenwartsbezug statt ?Glasperlenspiel"
Laudatorin Irmtraud Fischer würdigte Feinschwarz.net als eine Initiative von theologisch hoch gebildeten Frauen und Männern, ?die egalitär organisiert eine Initiative gegründet haben, die den behauptet alternativlosen Wahrheiten eines klerikal-hierarchischen Systems theologisch fundierte Argumente gegenübersetzen". Sie nähmen für sich die Freiheit des Lehramtes der Theologie in Anspruch, ?freilich nicht aus autoritativem Anspruch, sondern vielmehr scharf diagnostiziert, gut durchdacht, sozial- und humanwissenschaftlich sauber argumentiert". Die aufgegriffenen Themen haben laut Fischer immer einen Gegenwartsbezug und sein ?fern vom innerkirchlichen Glasperlenspiel".
Enxing, Professorin für Systematische Theologie an der Technischen Universität Dresden, betreibt laut Preiskomitee ?Theologie mit einem klaren Gegenwarts- und Gesellschaftsbezug". Im Zentrum stünden insbesondere Fragen von ökologischer Gerechtigkeit, Geschlechtergerechtigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalts. Regelmäßig beziehe sie auch Stellung in Radio, Fernsehen, Presse und Internet.
Argumente statt Austritte
Die Stiftung für Freiheit in der Kirche wurde 1985 vom Schweizer Theologen Herbert Haag (1915-2001) gegründet. Sie steht nach eigenen Angaben im Dienst eines aufgeschlossenen und ökumenisch gesinnten katholischen Glaubens. Stiftungsrätin Fischer erinnerte in ihrer Ansprache an die immer noch aktuellen Zielsetzungen der Haag-Stiftung im Gründungsjahr 1985: ?Die gegenwärtige Krise in der Kirche ist in ihrer Verfassung begründet, die unvermeidlich zur Unfreiheit der Gläubigen führen muss. Dies steht im offenen Widerspruch zur Botschaft Jesu, der ein Evangelium der Freiheit verkündete. Die Herbert Haag Stiftung für Freiheit in der Kirche wird diese nicht herbeiführen, aber sie möchte dafür wenigstens Zeichen setzen."
Inzwischen erfolge die Meinungskundgebung zur Situation der katholischen Kirche als ?Abstimmung mit den Füßen", nahm die Theologin Bezug auf die vielen Kirchenaustritte. Feinschwarz.net biete stattdessen laut Fischer eine oppositionelle Plattform für Menschen, die ihre Kirche nicht einfach verlassen wollen.
Zu den bisherigen Herbert-Haag-Preisträgern zählen der Jesuit Klaus Mertes, die Theologen Eugen Drewermann und Leonardo Boff, der französische Bischof Jacques Gaillot (87) sowie der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm.
(kap – gs)
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