Moldau: Caritas für ukrainische Flüchtlingskinder im Einsatz
Kriege und Konflikte verletzten das Recht jedes Kindes. Es brauche Schutz, Bildung und Betreuung, mahnte Landau. Und er fügte hinzu: ?Wenn Kinder gut aufgefangen und versorgt werden, können sie auch die schlimmsten Umstände überwinden.“ Dann könnten ?aus den Traumata der Kinder wieder Träume werden“. Das habe er bei den Caritas-Hilfsprojekten in Moldau erleben können.
Mehr als 700.000 Ukrainerinnen und Ukrainer sind seit Kriegsausbruch vor einem Jahr nach Moldau geflohen. Viele reisten weiter, zwischen 100.000 und 110.000 sind geblieben; darunter rund 50.000 Kinder. Ihnen gilt die besondere Aufmerksamkeit der Caritas. Die Republik Moldau hat in Relation zur eigenen Einwohnerzahl von allen Ländern der Welt die meisten Geflüchteten aufgenommen. Das kleine Land, das nicht einmal halb so groß wie Österreich ist und nur 2,6 Millionen Einwohner zählt, ist seit dem Jahr 2000 Jahren ein Schwerpunktland der Caritas der Erzdiözese Wien. Der Wiener Caritasdirektor Klaus Schwertner rief in Moldau eindringlich dazu auf, alles zu unternehmen, damit die Kinder auf der Flucht wie auch die Kinder in Not in Moldau nicht ihrer Kindheit beraubt werden.
Das Drama sei freilich wesentlich größer, so Schwertner weiter: ?Weltweit sind 420 Millionen Kinder von Kriegen und Konflikten betroffen. 27 Millionen Kinder können aufgrund von Krieg keine Schule besuchen.“ Die Caritas wolle und könne sich damit nicht abfinden, ?und wir sehen, dass unsere Hilfe ankommt, wesentlich mehr ist als nur der besagte 'Tropfen auf dem heißen Stein'“. So habe man im vergangenen Jahr vier Millionen Menschen in der Ukraine helfen könne, darunter 250.000 Kindern. In Moldau wurden 36.500 Menschen unterstützt. ?Diese Hilfe wollen und müssen wir noch ausbauen“, so der Wiener Caritasdirektor.
Österreich und Europa dürften die Menschen in Moldau nicht im Stich lassen, appellierten Landau und Schwertner. Trotz der bitteren Not im eigenen Land seien die Menschen in Moldau beeindruckend hilfsbereit gegenüber den Flüchtlingen aus der Ukraine. Wie Schwertner der Nachrichtenagentur Kathpress sagte, seien bis zu 90 Prozent der geflüchteten Ukrainer privat untergebracht. Und Landau fügte hinzu: ?Moldau ist ein kleines Land mit einem großen Herzen.“
Appell an Österreichs Regierung
Bei einer Pressekonferenz in einer Hilfseinrichtung in der moldauischen Hauptstadt Chisinau appellierte Landau auch an die österreichische Bundesregierung, die staatlichen Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit zu erhöhen. ?Wer in Österreich von der Wichtigkeit der Hilfe vor Ort spricht, dem muss der deutliche Ausbau der Mittel für die ADA (Austrian Development Agency) am Herzen liegen.“ Er wolle diese Bemerkung auch als Appell an Bundeskanzler, Vizekanzler und Finanzminister verstehen, so der Caritas-Präsident: ?Die Hilfe aus Österreich kommt an und muss weitergehen.“ Diese Hilfe werde angesichts des Ausmaßes der humanitären Katastrophe auch einen langen Atem brauchen. ?Das ist kein Sprint, das ist ein Marathon“, unterstrich Landau.
Ein Viertel der Bevölkerung lebt laut offiziellen Zahlen unter der Armutsgrenze, die vom Staat mit 112 Euro pro Monat definiert wird. Das durchschnittliche monatliche Bruttogehalt liegt bei 430 Euro.
Hilfe aus Österreich kommt an
Landau und Schwertner besuchten in den vergangenen Tagen gemeinsam mit österreichischen Journalisten einige Caritas-Hilfsprojekte in der Republik Moldau. Um die Grundbedürfnisse von Geflüchteten, Aufnahmefamilien und gefährdeten lokalen Familien zu decken, verteilt die Caritas über lokale Partner in Dörfern u.a. Nahrungsmittel, Hygieneartikel, Brennholz und Winterkleidung.
Auf dem Besuchsprogramm stand auch die ?Fides“-Flüchtlingsunterkunft der Caritas in Chisinau. Diese wurde nur wenige Tage nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine eröffnet. Die Unterkunft bietet 125 Schlafplätze für Mütter mit Kindern, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen. In der Unterkunft erhalten Geflüchtete dreimal täglich warme Mahlzeiten, medizinische Versorgung, psychologische und soziale Unterstützung oder Rechtsberatung. Das Zentrum bietet auch ein Freizeit- und Bildungsprogramm für Kinder an. Die ukrainischen Flüchtlingskinder können im Zentrum am Online-Unterricht ihrer Schulen in der Ukraine teilnehmen. Zugleich wird im ?Fides“-Zentrum für ältere, bedürftige Moldauerinnen und Moldauer gesorgt. Rund 100 Personen erhalten täglich ein warmes Mittagessen.
(kap – mg)
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