Taizé in Rostock: ?Ohne das Gebet k?nnen wir den Mut verlieren“
Mario Galgano – Vatikanstadt
?Am Mittwochabend habe ich euch von dem Mut und der Hoffnung erzählt, ich gespürt habe, als ich die Weihnachtstage mit einem meiner Brüder in der Ukraine war. Das Leid durch den grausamen Krieg, der über dieses Land hereingebrochen ist, ist allgegenwärtig. Doch das Leben geht weiter und die Menschen organisieren sich, so gut sie können“, so begann Frère Alois seine Mediation am Donnerstagabend in Rostock. ?Manchmal haben in der Hauptstadt Kyiv ganze Stadtviertel zwei oder drei Tage lang keinen Strom. Und damit die Menschen meistens weder Heizung noch warmes Wasser. Nach einem gemeinsamen Abendgebet mit Jugendlichen fragte eine junge Frau Wie lange soll das alles noch weitergehen?“
Dennoch hätten sich viele nicht entmutigen lassen und helfen denen, die in Not seien. In Lviv habe er an Weihnachten zweimal mit jungen Freiwilligen gegessen, von denen einige nun auch nach Rostock kamen. ?Mit einer erstaunlichen Energie bauen sie zu Hause zerstörte Häuser wieder auf und machen bei verschiedenen kreativen Solidaritätsprojekten mit.“
Sie seien beeindruckt gewesen, wie die Menschen dort Weihnachten feierten. Die Teilnahme am Gottesdienst sei ergreifend gewesen. ?Einmal wurde die Gemeinde zur Freude aller zwei Säuglinge vorgestellt. Eines davon war gerade in einer Familie auf die Welt gekommen, die aus dem Osten des Landes fliehen musste und in dieser Gemeinde Aufnahme gefunden hat.“
?Das kann uns allen Mut machen“
Und noch einen besonders starken Eindruck gab Frère Alois weiter. ?Trotz der Absurdität des Bösen halten viele Ukrainer an der Hoffnung fest. Das kann uns allen Mut machen.“
Aber auch andere Zeugen würden uns ermutigen, ?mit Hoffnung nach vorne zu schauen“. In Deutschland und weit darüber hinaus sei Pfarrer Dietrich Bonhoeffer noch vielen ein Begriff, führte der Taizé-Prior weiter aus. ?Er gehörte der Bekennenden Kirche an, die dem Naziregime widerstand. Er arbeitete im Widerstand gegen Hitler und wurde einen Monat vor Kriegsende, im Jahr 1945, hingerichtet.“ Ihm sei klar gewesen, dass ?in seiner Epoche das Böse schlechthin am Werk“ gewesen war. Doch er habe die innere Kraft besessen, um sich für die Hoffnung zu entscheiden. ?In einem seiner letzten Gebete schrieb er aus dem Gefängnis einen Text in Form eines Gedichtes: Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
Sich für die Hoffnung zu entscheiden, habe nichts mit Leichtfertigkeit zu tun oder mit einem naiven Vertrauen. Es verlange von uns, im Gebet verwurzelt zu sein, und das Gebet rufe uns dazu auf, uns das Leiden anderer bewusst zu machen. ?Es ruft uns dazu auf, Verantwortung für uns selbst und für andere zu übernehmen“, so Frère Alois und fügte an: ?Diese beiden Haltungen gehören noch heute untrennbar zusammen: Ohne das Gebet können wir den Mut verlieren; ohne uns für Gerechtigkeit einzusetzen, könnte unser Gebet zu einer Flucht von der Welt werden. Jeder und jede einzelne könnte sich also fragen: Wie können wir diese beiden Wirklichkeiten, das innere Leben und die Solidarität in unser eigenes Lebens Engagement übertragen?“
In Deutschland und in anderen Ländern seien Gebete mit den Gesängen aus Taizé für viele junge und auch ältere Menschen eine Hilfe im Glauben. Sie würden auch Menschen miteinander verbinden, schloss der Prior von Taizé seine Mediation ab.
Das Treffen in Rostock und Umgebung ist Teil eines von Taizé ausgehenden Pilgerweg des Vertrauens auf der Erde. Es handelt sich dabei um einen Pilgerweg im übertragenen Sinn. Die Teilnehmenden machen sich auf, lassen die Sicherheit und das Bekannte ihrer Heimat zurück, um in Einfachheit Menschen an einem anderen Ort zu begegnen und sich von ihnen empfangen zu lassen. Das 45. Europäische Jugendtreffen von Taizé findet bis Neujahr in Rostock und Umgebung statt.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, k?nnen Sie hier unseren Newsletter bestellen.