?: Bischof würdigt Widerstandsk?mpfer
Politischer Widerstand dürfe nicht losgelöst werden von Ethik und Recht, von Freiheit, Gerechtigkeit, Menschenwürde und Menschenrechten, sagte Scheuer am Sonntagmorgen bei einem ökumenischen Gottesdienst im früheren KZ zum Gedenken an den 77. Jahrestag der Befreiung des Lagers. Mitfeiernde waren der evangelische Bischof Michael Chalupka und der orthodoxe Erzpriester Ioannis Nikolitsis.
Beispiel Dietrich Bonhoeffer
Scheuer, Bischof von Linz und stellvertretender Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz, verwies in seiner Predigt exemplarisch auf das Lebenszeugnis einiger Menschen, die aus christlicher Motivation politischen Widerstand geleistet hatten. Ausdrücklich erwähnte er Dietrich Bonhoeffer (1906-1945), den einzigen evangelische Pfarrer, der das Attentat auf Adolf Hitler befürwortet und mit vorbereitet hatte.
Aktiver Widerstand finde seine Begründung in dem auch von der katholischen Sittenlehre anerkannten Recht auf Notwehr, das geltend gemacht wird, um den Staat auf seine Gemeinwohlfunktion zu beschränken, so Scheuer. Gleichzeitig warnte er aber auch vor einem falsch verstandenen und religiös aufgeladenen Märtyrertum im Zusammenhang mit politischem Widerstand und sagte: ?Jede zwanghafte, fanatische oder hysterische Identitätssicherung ist eine ideologische Perversion und auch eine Zerrform des Glaubens.“
Zu Beginn des Gottesdienstes erinnerte Bischof Chalupka, der der Feier vorstand, dass im KZ Mauthausen die Religionsausübung mit dem Tod betraft wurde. ?Kein laut gesprochenes Gebet, kein Segens- oder Kreuzzeichen, kein Lied, kein Gottesdienst waren hier möglich. Religion durfte hier als Ausdruck des Menschen keinen Platz haben.“ Mauthausen habe in der Weise des absoluten Verbots religiöser Handlungen sogar unter allen NS-Konzentrationslagern eine besonders grausame Sonderrolle eingenommen.
Größtes Konzentrationslager auf Gebiet Österreichs
Das Konzentrationslager Mauthausen war das größte Konzentrationslager der Nationalsozialisten auf dem Gebiet Österreichs. In Mauthausen und seinen Nebenlagern waren rund 200.000 Menschen aus mehr als 70 Nationen interniert, die Hälfte von ihnen wurde ermordet oder starb aufgrund der grausamen Haftbedingungen. Erstmals seit Beginn der Pandemie fand die Befreiungsfeier wieder mit zahlreichen Abordnungen aus vielen Ländern und Organisationen statt.
(kna – pr)
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