Corona: Salzburger Theologe gegen Moralisierungen in Impfdebatte
Es sei zwar legitim, bei der Frage nach der solidarischen Finanzierung von Gesundheitsdienstleistungen abzuwägen, auch verstoße ein damit intendiertes ?moderates Anreizsystem" für mehr Impfbereitschaft noch nicht gegen individuelle Freiheitsrechte - wohl aber sei der ?moralisierende Unterton" in der Debatte unangebracht, schreibt Weiß in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress.
Wenn in der Debatte Menschen, die eine gewisse Skepsis gegen die schließlich nur per Notfallzulassung ermöglichten Impfungen an den Tag legen, durchwegs als ?Impfverweigerer" bezeichnet würden, so unterstelle man ihnen damit zugleich, ?irrational und egoistisch" zu handeln. Dies lasse außer Acht, dass zum einen sehr wohl gute Gründe gegen eine Impfung vor allem bei jüngeren Menschen sprechen, seien die Langzeitfolgen doch bislang nicht absehbar; zum anderen gebe es mit dem Masken-Tragen und regelmäßigen Testen ja durchaus Maßnahmen, sich und andere vor Infektionen dauerhaft zu schützen.
Der pauschale Vorwurf von Egoismus und Rücksichtslosigkeit ist unangebracht...
?Der pauschale Vorwurf von Egoismus und Rücksichtslosigkeit ist unangebracht, wenn jemand zugleich einen vorsichtigen Lebensstil mit reduzierten Sozialkontakten und Masken-Tragen in der Öffentlichkeit pflegt", so Weiß: ?Dann gefährdet er andere Menschen wohl kaum mehr als ein geimpfter, aber rücksichtsloser Mensch, der trotz Risiko einer Infektion ins Konzert geht." Es wäre daher empfehlenswert, ?in dieser Frage das Moralisieren zu lassen, auf Vergeltungswünsche gegenüber Impfverweigerern zu verzichten und ganz pragmatisch den tatsächlichen Gesamtnutzen zu beurteilen: Wird durch das Ende kostenloser Corona-Tests die Impfbereitschaft in nennenswerter Weise erhöht? Oder verschärft sich die Gefahr unkontrollierter Ansteckungen, wenn ungeimpfte Menschen wegen der Kosten auf regelmäßige Tests verzichten?" Das jedoch sei ?eine empirische Frage und keine Glaubensfrage".
?Toleranz gegenüber anderen Positionen und Respekt vor der Selbstbestimmung von Menschen, insbesondere, wo es um Gesundheitsfragen geht, sollten als unverzichtbare Grundwerte unserer liberalen Demokratie außer Frage stehen", so der Salzburger Ethiker und Theologe abschließend.
(kap - skr)
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