D: Gedenkgottesdienst wollte ?eine Hoffnung zum Ausdruck bringen“
Zur Feier hatten der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, eingeladen. Im Anschluss an den Gottesdienst hielt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Ansprache.
?Wenn es mir die Sprache verschlägt, dann vertraue ich mich ganz intuitiv bekannten Worten und Gebeten an, dem Vaterunser, dem Rosenkranz, einem Wort der Heiligen Schrift – und dabei oft den Psalmen“, so Bischof Bätzing, der an seinen Gemütszustand angesichts der ersten Bilder der Flutkatastrophe erinnerte.
Bedeutung der Pslamen
Mit den Psalmen beten heiße, Klartext reden, nichts beschönigen und dennoch hoffen, fügte der Limburger Bischof an. ?Es werden noch etliche lange Nächte vergehen, die unruhig sein werden, geprägt von Angst und Sorge. Es braucht Zeit, bis Erfahrungen sacken, Verlust und Verletzungen verarbeitet werden können. Wunden, die in wenigen Stunden gerissen wurden, werden vernarben, hoffentlich auch heilen. Trauer um die verlorenen Menschen braucht Zeit, und es braucht unfassbar viel Kraft für Wiederaufbau und Neubeginn“, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.
Schon jetzt sei aber auch ein Schimmer der Hoffnung sichtbar: ?Unendlich tröstlich sind Hände, die Halt geben; Hände, die Menschen aus ihren Häusern gerettet haben; Hände, die festhalten und umarmen, wenn Tränen fließen; Hände, die zupacken, Schutt und Dreck wegräumen, persönliche Kostbarkeiten bergen; Hände und freundliche Gesichter, die Essen verteilen, neue Infrastruktur schaffen, Kindern Ferien und Freizeit ermöglichen. Unzählige Ehrenamtliche, Fachkräfte, Seelsorgerinnen und Seelsorger sind seit Wochen im Einsatz. Vergelt’s Gott Ihnen allen für diesen großartigen Dienst“, sagte Bischof Bätzing.
Landesbischof Bedford-Strohm betonte in seiner Predigt, dass Gott auch mitten in den Fluten erfahrbar gewesen sei. ?Aber nicht als der, der auf den Flutknopf gedrückt hat, sondern als der, der mit den Opfern geschrien hat, der mit ihnen gelitten hat, der sie getragen hat in den Abgründen, die sich aufgetan haben.“ Gott sei auch erfahrbar in Menschen, die geholfen hätten, Schutt wegzuräumen und Chaos zu beseitigen und mit ihren Kräften oft über ihre Grenzen hinausgegangen seien, und in den Seelsorgenden, die das Leid mit ausgehalten hätten.
?Denen, die einen Menschen verloren haben, kann niemand mehr diesen lieben Menschen zurückbringen. Die Familienfotos, die alten Briefe, die weggespült worden sind, die Heimat, die damit verbunden ist, sind verloren. Wir bringen die Trauer und die Ohnmacht, die mit all den Verlusten verbunden sind, heute vor Gott“, so Bedford-Strohm. ?Aber wir bringen an diesem Tag auch eine Hoffnung zum Ausdruck. Die Hoffnung, dass Gott Heilung schenken möge, dass Gott Neuanfang schenken möge. Für jeden Einzelnen. Und für unser ganzes Land. Für einen ganzen Landstrich in Europa. Dass das Leid der Menschen, an dem wir alle so großen Anteil nehmen, unser Land verändert. Dass wir alles dafür tun, damit Menschen in der Zukunft solches Leid erspart bleibt“, so Bedford-Strohm.
Er selbst habe aber auch die Hoffnung, dass die Dramatik dessen, was passiert sei, die Abgründe an Leid, das Land zum Nachdenken gebracht und zu einem Neuanfang geführt haben. ?Die Folgen des menschengemachten Klimawandels sind bei uns angekommen. Das haben wir verstanden“, so der EKD-Ratsvorsitzende.
Als Gäste waren im Aachener Hohen Dom Betroffene mit konkreten Verlusterfahrungen, Helfer, Retter und Engagierte eingeladen. Neben Bundespräsident Steinmeier nahmen Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesratspräsident Reiner Haseloff, der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Stephan Harbarth sowie die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, und der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, teil.
Nicht vergessen zu werden - darum habe ihn eine Helferin gebeten, berichtete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einer Ansprache nach dem Gottesdienst. ?Sie sind nicht allein. Wir hören Sie. Wir vergessen Sie nicht", versprach er auch in Richtung derjenigen, die in den Fluten einen Menschen verloren haben. ?Wir müssen den Klimawandel mit aller Entschlossenheit bekämpfen. Wir dürfen keine Zeit verlieren, so Frank-Walter Steinmeier weiter. Die Politik müsse Lehren aus der Katastrophe ziehen.
Bei dem Gottesdienst waren auch Vertreter der christlichen Kirchen aus den ebenfalls von der Flutkatastrophe betroffenen europäischen Nachbarländern, u. a. Kardinal Jean-Claude Hollerich SJ, Erzbischof von Luxemburg.
(pm/kna – mg)
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