Was die Papst-Reform der Alten Messe in Deutschland bringen wird
Die Sorge des Papstes, wonach viele Priester und Gläubige, die der ?alten“ Form der römischen Messe anhängen, die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils nicht mittragen, sei für die katholische Kirche in Deutschland nicht zutreffend, so der Dogmatiker gegenüber dem Domradio. ?Die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils sind das eine – sie müssen von allen anerkannt werden", sagte Hoping. ?Die Liturgiereform, die nach dem Konzil durchgeführt wurde, war von Beginn an sehr umstritten. Schließlich gibt es die vor Ort gefeierte Liturgie, bei der vielfach die Vorschriften der liturgischen Bücher missachtet werden, die nach dem Konzil promulgiert wurden.“
Bedenken aus Frankreich
Überdurchschnittlich viele Anhänger der Alten Messe sind in Frankreich vertreten. Dort hatten die Bischöfe erhebliche Bedenken zum Stand der kirchlichen Einheit geäußert und von Spaltungen der Gemeinden berichtet. Hoping sagte, er kenne die Lage im Nachbarland nicht gut genug, Vorsicht sei aber angemessen. ?Es wird berichtet, dass in Frankreich deutlich mehr Priester – darunter auch viele Neupriester – die alte Messe feiern als hierzulande. Da kann es zu Spannungen kommen. Zudem hört man, dass eine Reihe von Gläubigen, die der alten Messe verbunden sind, eine gewisse Sympathie für die rechtspopulistische Partei des Front National haben“, erläutert der Liturgiewissenschaftler.
Bei der Umsetzung von ?Traditionis custodes“ werde es letztlich vom jeweiligen Bischof abhängen, ob in seiner Diözese diese Form der Liturgie in Zukunft noch gefeiert werden kann oder nicht. ?Ich glaube, dass sich zunächst einmal nicht viel verändern wird, außer dass Priester jetzt eine Erlaubnis des Bischofs brauchen und bei Priestern, die bislang nicht die alte Messe gefeiert haben, dieses aber wünschen, vor der Erlaubnis der Heilige Stuhl konsultiert werden muss.“
Änderungen für die Zukunft
Für die Zukunft sieht Hoping aber durchaus Änderungen: ?In mittlerer Perspektive wird sich aber wohl etwas ändern. Ich gehe davon aus, dass diejenigen Bischöfe in Deutschland, die immer schon gegen die Rückkehr der alten Messe waren, schrittweise versuchen werden, sie soweit wie möglich zurückzudrängen und schließlich aus dem Leben der Pfarreien ganz zu verbannen.“
Es sei nicht auszuschließen, dass einige Gläubige zur Piusbruderschaft gehen oder zurückgehen würden; diese steht nicht in voller Einheit mit der katholischen Kirche. Man dürfe nicht übersehen, dass es Papst Benedikt XVI. mit ?Summorum Pontificum“ (2007) gelungen sei, ?Gläubige von der Piusbruderschaft für die Einheit mit den Bischöfen und dem Papst zurückzugewinnen“.
?Diejenigen, die nicht weggehen, werden sich arrangieren und auf andere Zeiten warten“, so Hoping. ?Hier muss ich aber noch auf den Titel des neuen Motu proprio zu sprechen kommen. Die Bischöfe sind Hüter (custodes) der Tradition und damit auch der Liturgie der Kirche. Wenn Bischöfe ihr Wächteramt über die Liturgie wahrnehmen, indem sie die Praxis der alten Messe stärker reglementieren oder ganz zurückdrängen, wird man die Bischöfe fragen dürfen, ob sie ihr Wächteramt auch über die erneuerte Liturgie wahrnehmen wollen.“
In seinem Begleitschreiben zum Motu proprio habe Papst Franziskus mit Worten Benedikts XVI. erklärt, dass Priester die Vorschriften des Messbuchs Pauls VI. oft nicht beachten, erinnert der Freiburger Professor. Franziskus spreche von liturgischen Missbräuchen auf allen Ebenen. ?Ich sehe in diesen Missbräuchen eine neue Form priesterlichen Klerikalismus.“
Man dürfe gespannt sein, ob die deutschen Bischöfe jene Priester, die sich nicht an die liturgischen Bücher und Vorschriften hielten, ?in ihrer bischöflichen Aufgabe als Hüter der Liturgie der Kirche disziplinieren werden“. ?Ich selbst rechne nicht damit. Denn es ist ja bekannt, wie tolerant nicht wenige deutsche Bischöfe sind, wenn es um Verstöße gegen Lehrvorgaben, liturgische und disziplinäre Vorgaben geht. Hüter der Liturgie zu sein, ist aber nicht teilbar“, so der Ausblick Hopings.
(domradio – mg)
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