Synodaler Weg: Pater Hagenkord wirbt für verbale Abrüstung
In der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitung der Diözese Linz warnt Hagenkord davor, das Feld weiterhin den ?Extremen“ zu überlassen. ?Die Nerven liegen blank, der Ton wird rauer und statt einer Debatte prallen Unbeweglichkeiten aufeinander“, räumt Hagenkord wörtlich ein. Dabei sei in der Synodalen Versammlung die überwiegende Mehrheit der Delegierten daran interessiert, ?konstruktiv Struktur und Inhalt des kirchlichen Lebens für die Zukunft zu gestalten. Aber es gibt auch die Extreme, die schnell von Spaltung sprechen. Das ist laut, kommt vor allem von außerhalb Deutschlands, wird aber hier von interessierter Seite wiederholt.“
Feld nicht den Extremen überlassen
Wenn man zulasse, ?dass diese Wortmeldungen die Debatte tragen, dann bricht diese auseinander“, warnt der frühere Leiter der deutschsprachigen Sektion von Radio Vatikan und Pope. ?Papst Franziskus hat in Evangelii gaudium zu Recht gefragt: Wen wollen wir mit solch einem Verhalten evangelisieren? Das hat mit Glaubensweitergabe nichts zu tun und ist daher ein Stück weit auch ein Verrat an dem, was Kirche sein soll. Wir schrecken Menschen durch das innerkirchliche Hickhack massiv ab.“
Hagenkord schlägt stattdessen vor: ?Luft holen, nicht laut werden und überlegen: Was ist der Hintergrund dafür, dass sich Frau Professorin Rahner in der Begrifflichkeit vergreift? Was ist der Hintergrund der Reaktion von Bischof Oster? Darüber kann man ja reden. Voraussetzung ist aber, dass wir zunächst verbal abrüsten.“
Die Tübinger Theologieprofessorin Johanna Rahner hatte auf dem Frauenforum der Diözese Rottenburg-Stuttgart eine Verbindung zwischen Diskriminierung von Frauen in der Kirche und Rassismus hergestellt. Der Bischof von Passau, Stefan Oster, sah damit ?lehramtstreue“ Katholiken verunglimpft und äußerte sich empört.
P. Hagenkord ortet im Kirchenzeitungsinterview im aktuellen Konflikt rund um den Synodalen Weg in Deutschland ein grundsätzliches strukturelles Problem der Katholischen Kirche: ?Ich glaube aber nicht, dass eine einzige zentrale Institution in allen Fragen für alle eine Entscheidung treffen kann. Das geht in wenigen, ganz speziellen Fragen: Wir haben einen unaufgebbaren Kern in der Lehre, den man nicht delegieren kann. Bei anderen Themen muss man überlegen, ob es für dieselbe Frage in konkreten Situationen vor Ort nicht verschiedene Antworten gibt. Das auszutarieren, müsste der Vatikan leisten.“
Hagenkord erinnert an Papst Johannes Paul II., ?der mit der Kraft seines Charismas und der Klarheit seiner Entscheidungen versucht hat, die Kirche zusammenzuhalten“. Auch Papst Franziskus versuche das, wenn auch auf andere Weise. Doch dies funktioniere heute nicht immer, ?das kann eine Persönlichkeit heute nicht mehr leisten - auch nicht der relativ kleine vatikanische Ämterapparat“.
Harte Arbeit
Auf die weiteren Schritte beim Synodalen Prozess in Deutschland angesprochen erläutert der Jesuit, dass derzeit in den verschiedenen Foren Papiere entwickelt würden, über die debattiert werden soll. Das sei nicht geheim und decke natürlich auch Konflikte auf. Hier werde sich zeigen, ob die Vertreter verschiedener Positionen miteinander reden können. Denn, so Hagenkord: ?Es geht nicht um einen kleinsten gemeinsamen Nenner, sondern um möglichst starke Formulierungen, hinter denen möglichst viele Menschen stehen können. Das ist ziemlich harte Arbeit.”
(kap – pr)
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