D/?sterreich: Debatte um Segensverbot geht weiter
Bischöfe und Theologen im deutschen Sprachraum sind sich uneins in der Bewertung des Schreibens aus dem Vatikan. Die hatte vergangene Woche ein Dokument veröffentlicht, in dem bekräftigt wird, dass die katholische Kirche Homosexuelle respektiere. Eine Segnung homosexueller Paare durch Priester wird zugleich als nicht möglich bewertet. Nun äußerte der Limburger Bischof und Vorsitzende der Deutschen katholischen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, an diesem Mittwoch sich erneut zu dem Thema:
?Ich kann das Unverständnis verstehen und teile es ausdrücklich“, sagte Bätzing in einem Interview der Diözese Limburg. Das Dokument aus Rom gebe den bisherigen Stand der Lehre wieder. Er glaube, dass das Schreiben dazu führen werde, ?dass die pastorale Praxis darüber hinweggehen wird“, prognostizierte Bätzing. Es brauche eine Neubewertung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und eine Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral.
Mit Respekt und gegenseitiger Achtung
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki verteidigte die Erklärung der Glaubenskongregation. Kardinal Woelki sieht in der Erklärung ?eine Stärkung des katholischen Ehe- und Familienverständnisses“, wie der Bonner ?General-Anzeiger“ berichtete. Der Erzbischof fügte hinzu, er werde sich ?weiterhin dafür einsetzen, dass wir Menschen einander - gleich welcher sexuellen Orientierung auch immer - mit Respekt, gegenseitiger Achtung und Wertschätzung begegnen“. Es bleibe ?die Aufgabe, die mit der kirchlichen Beheimatung und Seelsorge für Menschen mit gleichgeschlechtlicher Neigung verbundenen Fragen weiterzuführen.“
Laut der am 15. März verbreiteten Erklärung der Vatikanischen Glaubenskongregation hat die katholische Kirche keine Vollmacht, gleichgeschlechtliche Beziehungen zu segnen. Diese Verbindungen entsprächen nicht dem göttlichen Willen und könnten daher nicht gesegnet werden.
Schönborn: Den Menschen ehrliche Bitte um Segen nicht verweigern
Nun hat sich erstmals auch Kardinal Christoph Schönborn zur heftig diskutierten Stellungnahme der vatikanischen Glaubenskongregation geäußert. Im Interview mit Kathpress und den Medien der Erzdiözese Wien (?Der Sonntag“, ?Radio klassik Stephansdom“) zeigte sich Schönborn ?nicht glücklich“ über das Dokument. Er verstehe, dass sich viele Menschen von der Erklärung verletzt fühlen würden.
In der Öffentlichkeit wahrgenommen worden sei nur ein ?Nein“, so der Kardinal. ?Und zwar ein 'Nein' zum Segen; und das ist etwas, was viele Menschen zuinnerst verletzt.“ Dass hinter der Erklärung auch ein positives Anliegen mit Blick auf die sakramentale Ehe gefunden werden kann, sei hingegen untergegangen.
Hohe Wertschätzung der Ehe
Schönborn führte im Interview weiter aus, dass es der Glaubenskongregation um die ?hohe Wertschätzung der sakramentalen Ehe“ gehe, ?die in der heutigen Welt fast schon eine Seltenheit geworden ist“. Die sakramentale Ehe sei aber ?etwas Großes und Heiliges, der Bund von einem Mann und einer Frau. Ein Bund fürs Leben, vor Gott versprochen und geschlossen, der dann auch zu Kindern führen kann, die als Geschenk Gottes empfunden werden.“ Deshalb sei es das berechtigte Anliegen der Glaubenskongregation, ?dass durch eine Segnungsfeier nicht der Eindruck entsteht, dass hier eine sakramentale Ehe geschlossen wird“. Aber dieses ?Ja“ zur Familie müsse man nicht in einem ?Nein“ zu allen anderen Formen sagen, so Schönborn. Und vor allem sei das staatliche Verständnis von Ehe als einem Vertrag etwas wesentlich anderes als das Verständnis der sakramentalen Ehe, betonte der Kardinal.
(kap – mg)
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