D: Woelki bedauert ?tiefe Risse im Erzbistum“
In seinem Hirtenbrief zur Fastenzeit und einem begleitetenden Video wirbt Woelki um Verständnis dafür, dass er ein Missbrauchs-Gutachten nicht veröffentlicht, dafür aber ein zweites in Auftrag gegeben hat, das Mitte März publiziert werden soll.
Zu den ?tiefen Rissen“ durch das Erzbistum Köln sagt Woelki: ?Ich habe sie nicht nur vor Augen, ich spüre sie jeden Tag: den Verdacht von Vertuschung im Kontext der Aufarbeitung von Machtmissbrauch, sexualisierter Gewalt und pädophilen Verbrechen. Den gravierenden Vertrauensverlust. Die fehlende Akzeptanz und die Frustration, weil wir in unserer pastoralen Entwicklung nicht so vorankommen, dass wir uns wirklich miteinander auf dem Weg wissen. – All das bewegt und bedrückt mich sehr.“
?Miteinander ist empfindlich gestört“
Das ?Miteinander“ sei ?empfindlich gestört“; er wisse, dass viele ihn persönlich dafür verantwortlich machten.
?Liebe Schwestern, liebe Brüder, Sie haben mir in den letzten Wochen und Monaten geschrieben, mich besucht oder mich am Rande verschiedener Termine angesprochen. Sie tun sich schwer, nachzuvollziehen, warum es eine zweite unabhängige Untersuchung braucht, um die systemischen Zusammenhänge jahrzehntelangen Missbrauchs in unserem Erzbistum aufzudecken und im Detail aufzuzeigen. Tatsächlich benötige ich als Bischof hinsichtlich aller relevanten Personen eine bestimmte qualitative und quantitative Faktenlage, die ein klares und konsequentes Veränderungshandeln dann auch nachhaltig möglich macht.“
Was die Pfarreienreform im Erzbistum Köln betreffe, erhalte er ebenfalls viele Bitten um mehr Möglichkeiten zum Gespräch und Nachdenken sowie um die ?Beteiligung an den Entscheidungen“. Beides sei ?ungemein wichtig und drängend“: die Aufklärungsarbeit wie die Pastoralentwicklung. Doch müsse ein Schritt nach dem anderen gegangen werden. Der Kardinal bittet darum, jetzt zunächst einmal die Veröffentlichung des (zweiten) Gutachtens Mitte März abzuwarten.
Auch das Münchner Gutachten wird zeitnah zur Einsicht freigegeben
?Denn nichts schürt mehr Misstrauen und zunehmend auch Hass als die Ungewissheit und die Verdächtigungen im Blick auf die Ergebnisse der von mir in Auftrag gegebenen zweiten unabhängigen Untersuchung zu den Missbrauchs-Zusammenhängen. Diese werden am 18. März öffentlich. Zeitnah wird dann neben dem veröffentlichten Gutachten der Kölner Kanzlei auch das der Münchener Kanzlei zur Einsicht freigegeben: zuerst für die Betroffenen und dann auch für Journalisten und weitere Interessierte. Das wird uns – hoffentlich – helfen, wieder neu aufeinander zuzugehen und uns wieder bereitwilliger zuzuhören in den Anliegen, die uns bewegen.“
Es sei weiterhin seine Absicht, ?eine transparente, konsequente Aufklärung der Missbrauchsvergehen und ihrer systemischen Umstände in unserem Erzbistum zu erreichen“, so Kardinal Woelki – ?selbstverständlich auch im Blick auf meine eigene Person“. Ebenso wolle er ?mit Ihnen allen gemeinsam einen geistlichen Weg in die Zukunft unserer Ortskirche gehen“.
Risse nicht einfach zukitten
?Dabei werden wir nicht an Strukturveränderungen vorbeikommen. Doch sie sind nicht das Herzstück des Pastoralen Zukunftsweges. Pfarrei- und Gemeindestruktur, Verwaltung, Finanzen, kirchliche Einrichtungen: All das soll unser Leben aus dem Glauben unterstützen, nicht zerstören, wie es manche von Ihnen empfinden. Vielmehr geht es darum, verantwortungsvolle und solidarische Entscheidungen zu treffen, mit denen wir uns für die Jahre und Jahrzehnte, die vor uns liegen, eine realistische Basis für die Gestaltung unseres kirchlichen Lebens schaffen.“
Die Risse, die sich jetzt im Erzbistum gezeigt hätten, dürften nicht einfach zugekittet werden. ?Wir brauchen das offene Gespräch und ein ehrliches Abwägen der Sachverhalte und Notwendigkeiten, bevor wir die Entscheidungen etwa zur Pfarreireform endgültig treffen. Das möchte ich Ihnen hiermit zusagen.“
Woelki formulierte auch eine Art Mea Culpa.
?An dieser Stelle möchte ich für mich persönlich auch sagen, dass ich während meines ganzen Lebens – in den unterschiedlichsten Zusammenhängen – immer wieder auch Fehler gemacht habe, auch in den Jahren als Erzbischof von Köln. Mal leichter. Mal schwerer. Das trage ich mit mir. Als Mensch und als Bischof. Fehler habe ich sicher auch im Rahmen der Aufarbeitung der Missbrauchsvergehen sowie der damit verbundenen Krisenkommunikation gemacht. Da habe ich auch Schuld auf mich geladen. Das tut mir von Herzen leid. Dennoch möchte ich Ihnen versichern: Es ging und es geht mir um konsequente Aufarbeitung und dabei zuerst und zuletzt darum, dass das Leid der Betroffenen das Handeln bestimmt – und nichts anderes.“
(erzbistum köln – sk)
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