Weihnachten in Zeiten von Corona: Auf Rituale zurückgreifen
Albert Biesinger - Tübingen
In der Heiligen Nacht öffnet sich der Himmel. Gott kommt uns entgegen in einem Kind. Gott begegnet uns in einer Familie. Das Kind in der Krippe ist emotional deswegen so beeindruckend, weil auch wir als Kinder und Familien uns davon besonders angesprochen fühlen in unseren Situationen. Kein Mensch ist hier auf die Erde gekommen ohne Eltern. Wie auch immer man später zusammen lebt oder sich trennt. Der Geburtstag von Jesus, den wir jedes Jahr an Weihnachten feiern, ist in der Regel in den Krippenfeiern der Gemeinden besonders prominent und auch populär: überfüllte Kirchen, Krippenspiele, Emotionen, der Glanz des Glanzes, die Weihnachtslieder.
In diesem Jahr mit der Corona-Bedrängnis können viele Familien nicht zur Krippenfeier gehen, weil diese überbucht ist, weil gar nicht so viele rein dürfen - und ich habe seit vielen Jahren eine Erfahrung in unserer eigenen Familie gemacht, die sehr berührend ist. Wir haben uns immer am Heiligen Abend, bevor es los ging mit Geschenke und Essen, um die Krippe versammelt. Die Kinder durften das Jesuskind in die Krippe hineinlegen und die Kerzen anzünden. Es gab eine Besinnungsminute. Jedes Kind konnte direkt mit Jesus sprechen, ein Lied singen oder Fürbitten vortragen, auch deswegen, weil die Heilige Nacht ja auch ein Ort ist, wo wir füreinander da sein wollen und können.
Ein möglicher Ablauf
Ein konkreter Ablauf kann auch sein, dass die Kinder selbst Musikstücke vorbereiten. Dann wird eine Weihnachtsgeschichte gelesen, vielleicht in verteilten Rollen von den Kindern selbst. Nach der Besinnungsminute kommt der Bibeltext über die Geburt Jesu in Bethlehem. Die Fürbitten von den Kindern selbst vorbereitet und vorgetragen, können sehr beeindruckend sein. Da geht es um Kinder in Not in aller Welt, die hungrig sind und heute niemand haben. Da geht es um Kinder, die nicht Weihnachten feiern können, weil sie auf der Flucht oder in Kriegssituationen sind. Da geht es um die verstorbene Oma in der Familie, dass sie es bei Gott gut hat. Der kleine Dreijährige ist dann ganz fasziniert vor der Krippe und schaut in das Licht der Kerze. Und so streichelt es das Jesuskind.
Es ist nicht nur in Zeiten von Corona eine wichtige Herausforderung, dass wir uns als Familie, als Hauskirche verstehen. Wo Kinder sind, ist Gott schon da. Gott berührt uns in den Kindern und wohnt mitten unter uns und das feiern wir am Heiligen Abend, mit dem Glanz des Glanzes, mit den leuchtenden Augen der Kinder in ganz besonderer Weise. Aber auch wenn keine Kinder im Haus sind, wenn Erwachsene ohne Kinder feiern, kann es mit einer Geschichte losgehen, die einer vorliest und die andere Person liest die Geschichte der Geburt Jesu im Lukasevangelium vor. Dann beten wir auch zu Gott und tragen unsere Anliegen zu Gott. So vertrauen wir uns dem Heiland der Welt an, der in dieser Nacht uns in ganz besonderer Weise nahe kommt.
(vatican news)
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