Renovabis-Kongress er?ffnet - Krise in Belarus im Fokus
So forderte der Minsker Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz in einem kurzfristig anberaumten Beitrag einen konstruktiven Dialog in seinem Heimatland. Dieser sei angesichts verhärteter Fronten aber nicht absehbar. Die katholische Kirche leiste ihren Teil, indem sie die Probleme in den Gottesdiensten thematisiere und immer wieder auf die Missstände hinweise. Wirtschaftliche Sanktionen gegen sein Land sieht Kondrusiewicz kritisch. Diese träfen ärmere Teile der Bevölkerung.Kondrusiewicz ist derzeit in Polen. Ihm war vergangene Woche die Rückkehr in seine Heimat verweigert worden. Staatspräsident Alexander Lukaschenko hatte ihm vorgeworfen, gegen die Interessen der Regierung zu handeln. Bereits zu Beginn der Krise wollte Kondrusiewicz einen Runden Tisch.
Die Belarus-Expertin der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik, Astrid Sahm, äußerte sich ähnlich wie Kondrusiewicz. Dass die EU die Wahl des Staatspräsidenten Lukaschenko nicht anerkannt habe, sei ein erster Schritt. Es wäre nur konsequent, wenn sie nun auch von ihm unterschriebene Verträge nicht billige, so Sahm. Die Ordensschwester Veronika Popic aus Kroatien berichtete zum Thema Corona-Auswirkungen: Die Besucher in der Tagespflege durften abrupt nicht mehr kommen, erläuterte sie. In der Krise seien sie depressiv und einsam geworden. Ursula Kalb von der Gemeinschaft Sant'Egidio in München verwies auf ähnliche Probleme von mittellosen und isolierten Menschen in der bayerischen Landeshauptstadt. Von Normalität seikeine Spur. Sie müssten jetzt flexibel auf sich ständig ändernde Bedingungen reagieren können. Die Krise habe zudem gezeigt, dass sich vermehrt Jüngere sozial engagierten.
Konkrete Zeugnisse
Per Videoclip gab eine Person namens Peter, der eigenen Angaben zufolge hoch verschuldet ist, Einblicke in seinen durch Corona veränderten Alltag. Mit dem Flaschensammeln habe er nur noch zwei, drei Euro pro Tag verdient, erzählte er. Die Kommunikation mit Behörden sei für ihn, der nur begrenzt Zugang zum Internet habe, unmöglich gewesen. Alexander, der nach eigenem Bekunden einer Risikogruppe angehört, sagte, in der Einsamkeit habe er sich oft gefragt, was passieren würde, wenn er sterbe und keiner es merke.
Der Renovabis-Kongress dauert noch bis Donnerstag. Dabei tauschen sich rund 280 Teilnehmer aus rund 30 Ländern in sieben Einzelforen aus. Behandelt werden die Auswirkungen der Krise auf Menschen, die schon vor der Pandemie am Rande der Gesellschaft lebten. Außerdem geht es um kirchliche Erwachsenenbildung, Seelsorge und Arbeitsmigration.
(kna/pm - mg)
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