Schweiz: ?Gesellschaften brauchen Sündenb?cke“
Der Dekan der Theologischen Fakultät in Freiburg sagt zu kath.ch: ?Das Ganze ist eigentlich so lächerlich, dass es sich von selbst diskreditiert.“ Der Kirchenhistoriker hält es lieber mit dem Jesuiten Balthasar Gracian: ?Die Nichtbeachtung einer Sache ist die größere Verachtung.“
Trotzdem sieht er die katholische Kirche immer wieder empfänglich für Verschwörungstheorien. ?Die Welt ist komplizierter, als wir denken können. Deswegen haben manche eine Sehnsucht nach einfachen Erklärungen und vereinfachen stark. Das ist ein altes Motiv: Gesellschaften brauchen Sündenböcke“, so Delgado. Seit der französischen Revolution tue sich der Katholizismus schwer mit der modernen Welt, stellt der Kirchenhistoriker fest. Im ganzen 19. und 20. Jahrhundert hätte es viele Verschwörungstheorien gegeben und so wurde die Moderne ?als Aufstand gegen die traditionelle Moral verstanden, um den Einfluss der katholischen Kirche zu beschneiden“. Man habe die Schuld dem Liberalismus, dem Kommunismus, dem Weltjudentum oder den Freimaurern in die Schuhe geschoben. Kurz, immer waren die anderen an allem Schuld.
Man hätte aber aus der jüngsten Petition den Weckruf anders gestalten können, ohne Verschwörungstheorien zu bemühen. Man muss wachsam sein und ?bleiben, dass die Notmassnahmen angemessen und befristet sind“. Dass in der Schweiz diese Petition auf Rückhalt gestoßen sei, liege daran, dass der Katholizismus in der Schweiz ?stark vom Zweiten Vatikanischen Konzil geprägt“ sei. Delgado: ?Das Zweite Vatikanische Konzil hat uns einen mühsameren, aber einen interessanteren Weg für die Auseinandersetzung mit der modernen Welt gegeben: Die Unterscheidung der Geister, die Anstrengung des Begriffes. Wir dürfen uns nicht scheuen, differenziert zu denken. Wenn wir das tun, werden wir wachsam bleiben müssen, ohne Verschwörungstheorien das Wort zu reden.“
(kath.ch - mg)
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