Corona-Kritik: Kardinal Müller wollte Erzbischof Viganò nicht schroff absagen
Der Kardinal wehrt sich damit gegen die anhaltende Kritik an einem Brief von Erzbischof Carlo Maria Viganò, den er mit unterschrieben hatte. In dem Schreiben heißt es, die Politik zur Abwehr der Corona-Pandemie ziele in Wirklichkeit auf die Schaffung einer Weltregierung, ?die sich jeder Kontrolle entzieht“. Sie werde als Vorwand genutzt, um ?Grundfreiheiten unverhältnismäßig und ungerechtfertigt“ einzuschränken. So ernst der Kampf gegen Covid-19 sein möge, dürfe er nicht ?als Vorwand zur Unterstützung unklarer Absichten supranationaler Einheiten dienen, die sehr starke politische und wirtschaftliche Interessen verfolgen".
Seine Unterschrift jetzt zurückzuziehen, wäre ?die feige Variante“, so Müller: ?In der Tat stammt keine einzige Zeile von mir. Normalerweise unterschreibe ich solche Aufrufe nicht, die notwendig allgemein gehalten sein müssen und im Detail nicht präzis sein können. Aber er habe Erzbischof Viganò, dem man ?böse mitgespielt hat und der sehr isoliert ist", auf seine Bitte nicht schroff eine Absage erteilen wollen. ?Ich möchte auch klarstellen, dass ich seine Aufforderung an Papst Franziskus, zurückzutreten, nicht gutheiße“, ergänzte der Kardinal.
Ein Appell zum Nachdenken
Das Papier verstehe er als einen Appell zum Nachdenken: ?Wenn alles so einfach zu widerlegen ist, warum wischen unsere klugen Anti-Verschwörungstheoretiker nicht mit drei geistreichen Sätzen das Papier vom Tisch oder versenken es in der Schublade?“ Dass die Deutsche Bischofskonferenz auf Distanz zu dem Papier gegangen sei, kommentierte Müller mit den Worten: ?Die Bischofskonferenz hat sich auch von der Forderung des Papstes distanziert, die Neuevangelisierung an die Spitze der katholischen Reform zu stellen. Das belastet mich und nicht die Distanzierung vom einem Dreiseitentext.“
Weiter betonte der Kardinal, viele Vorsichtsmaßnahmen gegen die Pandemie seien anfangs sicher richtig gewesen, doch dürfe man damit nicht jegliches Verbot rechtfertigen: ?Es steht mir doch zu, Kirchenschließungen zu kritisieren, wenn Supermärkte geöffnet sind.“ Natürlich dürfe man Grundrechte angesichts einer Pandemie nicht egoistisch wahrnehmen, doch müsse man die Einschränkungen auch nicht stumm hinnehmen.
(kna - cs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, k?nnen Sie hier unseren Newsletter bestellen.