Synodaler Weg: Erste Wegmarke in Frankfurt
Kempis: Begonnen hat der Synodale Weg offiziell am 1. Dezember 2019. Insgesamt vier Synodalversammlungen sind für die kommenden zwei Jahre geplant. Worum geht es bei dem ersten Treffen morgen in Frankfurt?
Preckel: Beim Synodalen Weg geht’s ja um den Dialog der Bischöfe mit Laienvertretern über die Themen Macht und Gewaltenteilung, Sexualmoral, priesterliche Lebensform und Frauen in der Kirche – soweit der große inhaltliche Rahmen, der sich über die nächsten zwei Jahre spannt. Bei der ersten Synodalversammlung ab morgen in Frankfurt wird aber erst mal Organisatorisches geklärt: So müssen noch die Synodalforen besetzt werden, die die Reformthemen über die kommenden Monate in Kleingruppen besprechen sollen. Diese Foren erarbeitet die Vorlagen für die Synodalversammlung, wo jeweils entschieden wird. Die Mitglieder dieser Kleingruppen werden am kommenden Samstag feststehen.
Kempis: Synodalforen, Synodalversammlung, Gremienarbeit… Hört sich nach ausgetüftelter Arbeitsteilung und auch etwas trocken an. Wer darf denn beim Synodalen Weg überhaupt mitmachen und entscheiden?
Preckel: Mit im Boot sitzt das wichtigste Laien-Komitee, das Zentralkomitee ZdK, das sich mit den Bischöfen auseinandersetzt. Die Mitglieder der Synodalversammlung kommen aus allen Bereichen des kirchlichen Lebens, da gibt’s Bischöfe und Priester, Pastoralreferentinnen und Diakone, Jugendvertreter, Ordensleute und Gemeindemitarbeiterinnen. Die Anteile sind genau festgelegt worden, der Anteil der Geweihten und Laien hält sich in etwa die Waage. Gleichwohl gibt es Teile der katholischen Kirche Deutschlands, die sich beim Synodalen Weg nicht gut vertreten fühlen, obwohl sie sich selbst ganz klar der Kirche zurechnen. Da tat sich im Vorfeld so mancher Graben auf, auch innerhalb der Bischofskonferenz. Denken wir an die Gruppen Maria 2.0 und Maria 1.0 – den einen ist der Synodale Weg zu zahm, den anderen zu glaubensfern. Was die DBK betrifft, da gehen letztlich doch alle Bischöfe diesen Weg mit, wenn auch teils mit Bauchschmerzen.
Kempis: Also eine schwierige Geburt..
Preckel: Das kann man wohl sagen. Es gab ja auch anfangs ein bisschen Verwirrung über die kirchenrechtliche Natur der Veranstaltung – war das nun eine Synode oder ein Konzil und solche Fragen. Letztlich hat man aber alles genau festgelegt, was wichtig ist, um die ganze Veranstaltung transparent zu machen. Das ist schon was wert. Es mag sich etwas technisch anhören, aber es hilft, wenn man gemeinsam synodal in der Kirche unterwegs ist. Das Abstimmungsverfahren ist zumindest klar, auch wenn sich darüber streiten lässt.
Kempis: Tja, und hier liegt auch das Problem in den Augen vieler Kritiker: denn auch wenn Laien wie Bischöfe stimmberechtigt sind, haben die Bischöfe letztlich doch mehr Gewicht..
Preckel: Ja, weil es für einen Beschluss am Ende zwei Drittel der Bischofsstimmen braucht. Das fanden manche Katholiken schon vor Beginn der Reformdebatte schief, andere drücken ein Auge zu und sagen: immerhin hört man jetzt mal einander an und kommt irgendwie zueinander bei den kontroversen Fragen, die uns ja auch nicht erst seit heute beschäftigen. Die Veranstalter betonen jedenfalls, es soll um einen Dialog auf Augenhöhe gehen, der alle mit einbezieht. Das muss man wohl erst mal verinnerlichen, auch weil die Emotionen doch auf vielen Seiten in den letzten Monaten sehr hoch geschlagen sind. Was man wohl anmerken sollte: in der Synodalversammlung sitzt letztlich nur ein Drittel Frauen. Das hat damit zu tun, dass alle Bischöfe allein aufgrund ihres Amtes dabei sind plus weitere Kleriker – und die sind eben nun mal alle männlich. Wenn wir also über Zahlen und Anteile in der Synodalversammlung reden wollen, da gibt es ein Ungleichgewicht.
Kempis: Ja, und die heißen Eisen sind unter anderem auch die Frage des Zölibates und der Ämter für Frauen in der katholischen Kirche…
Preckel: Das sind die heißen Eisen, zu denen sich im Vorfeld in Deutschland schon hohe Erwartungen aufgebaut haben. Wird der Pflichtzölibat jetzt abgeschafft? Gibt’s jetzt bald Diakoninnen oder gar Priesterinnen? Hier muss man klar sagen: so was kann allein der Papst entscheiden beziehungsweise er kann sich im weltkirchlichen Rahmen dazu beraten lassen. Größter Output des deutschen Synodalen Weges bei diesen Fragen könnte - so nehme ich mal an - ein gemeinsamer Beschluss der Laien und Bischöfe sein, den Franziskus dann als Diskussionsbeitrag der deutschen Kirche zur Kenntnis nehmen könnte. Nicht mehr und nicht weniger. Abgesehen davon ist die Reformdebatte sicher ein Training in Sachen Streit- und Debattenkultur. Denn das Wie des Umgangs kann doch auch ein Schlüssel sein zum gemeinsamen Gestalten und Schaffen von Tatsachen. Ich denke, da sollte auch ein gewisser Stil gepflegt werden, auf dem offiziellen Teppich des Synodalen Weges genauso wie in der weiteren katholischen Flur.
Beteiligung der Gläubigen über Internetseite möglich
Übertragung des Eröffnungsgottesdienstes
(vatican news/synodaler weg.de/domradio – pr)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, k?nnen Sie hier unseren Newsletter bestellen.