KNA will mit englischen News für faire Sicht auf deutsche Kirche sorgen
Radio Vatikan: Welche Überlegung steht hinter dem neuen englischsprachigen Dienst?
Ludwig Ring-Eifel: Der Anlass für das englischsprachige Angebot war, dass wir gesehen haben, wie häufig die Berichterstattung im englischsprachigen Bereich über die Debatten in der katholischen Kirche in Deutschland verzerrt wird. Da gibt es häufig sehr polemische, sehr einseitige Darstellungen. Relativ selten wird objektiv, nach journalistischen Standards berichtet. Da sind viele Blogs, viele Foren, die sich der Frage widmen, aber eben kein, oder nur sehr wenig journalistisches, objektives Material. Und das würden wir gerne liefern.
Radio Vatikan: Das heißt, die Zielgruppe, die Sie da anvisieren, sind nicht diese Blogs, sondern eine Palette von Medien. Welche genau visieren Sie mit diesem Angebot an? Wer wird daran interessiert sein können, das zu nutzen?
Ludwig Ring-Eifel: Im Prinzip sprechen wir alle englischsprachigen Medien und natürlich auch die Blogger und Foren an, die sich mit kirchlichen Fragen beschäftigen. Unser Angebot ist: Schaut euch die Sache mal an, so wie wir sie von KNA berichten. Wir versuchen das als Nachrichtenagentur zu machen, nach den Standards, die eine Nachrichtenagentur in Deutschland erfüllen muss. Wenn das dann auch in irgendwelche Blogs einfließt, soll mir das recht sein. Wir haben bisher ganz konkrete Anfragen von mehreren Kirchenzeitungen, oder kirchlichen Zeitschriften vor allen Dingen in den USA, aber auch schon von einer italienischen Tageszeitung. Und von unserer Partneragentur CNS in Washington, die ebenfalls das Material haben wollen. Also: Schon innerhalb weniger Tage haben wir eine ganze Handvoll Anfragen bekommen.
Meldungen zum Synodalen Weg
Radio Vatikan: Welche Meldungen von KNA sollen ins Englische übersetzt werden?
Ludwig Ring-Eifel: Wir übersetzen nur diejenigen Meldungen, die im weitesten Sinne etwas mit dem derzeitigen Diskussionsprozess innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland zu tun haben. Also alles, was mit Missbrauch zu tun hat, alles, was mit der Zölibatsdebatte zu tun hat, mit der Debatte um die Frauenordination, die Themen des Synodalen Wegs, der ja jetzt in Frankfurt beginnt – die Nachrichten zu diesen Themen werden wir übersetzen. Alles Übrige wird nicht in dieses Angebot einfließen.
Radio Vatikan: Die KNA wird von der katholischen Kirche in Deutschland getragen, arbeitet aber gewinnorientiert. Wird sich der englischsprachige Dienst wirtschaftlich selber halten können oder müssen, oder würde die Agentur im Fall des Falles auch ein Minus in Kauf nehmen?
Ludwig Ring-Eifel: Ich glaube nicht, dass wir damit einen Gewinn machen werden. Wir haben ja eine ganze Palette von Angeboten. Davon sind einige gewinnbringend, andere nicht. Das ist immer eine Mischkalkulation. Es ist ja bekannt, dass die katholische Kirche in Deutschland dann, wenn wir Verluste machen, diese Verluste in der Regel auffängt. Das ist hier bei diesem Dienst schwer zu prognostizieren. Wir haben es erstmal so kalkuliert, dass wir mit einer roten Null herauskommen, also mit minimalen Verlusten. Das hat auch damit zu tun, dass wir keine eigenen Redakteure dafür eingestellt haben, sondern dass wir den Übersetzerdienst der dpa in Hamburg mitbenutzen und dort auf Honorarbasis arbeiten können, sodass wir keine laufenden neuen Gehaltskosten durch diesen Dienst haben.
Radio Vatikan: Wird es dann nach einer gewissen Zeit eine Evaluierung geben über die Sinnhaftigkeit des Angebotes, auch im Vergleich zu den entstehenden Kosten?
Ludwig Ring-Eifel: Selbstverständlich werden wir das nach einer Zeit evaluieren. Nach einem Jahr wird es eine Art Kassensturz geben, wo wir schauen: Wie viel Verbreitung haben wir tatsächlich mit dem neuen Angebot erreicht, und wie teuer ist es denn wirklich geworden, oder machen wir vielleicht wirklich einen kleinen Gewinn damit. Das wollen wir uns nach einem Jahr Laufzeit dann mal genauer anschauen. Bei all unseren Aktivitäten ist es dabei ein Teil der Überlegung, dass wir uns fragen: Können wir mit unserer Berichterstattung dazu beitragen, dass in den Medien objektiver über die katholische Kirche in Deutschland berichtet wird. Wenn wir sehen, dass wir einen solchen Einfluss damit haben, dann sind wir auch bereit, dafür wirtschaftliche Risiken in Kauf zu nehmen.
Radio Vatikan: Wenn Sie sich so umsehen: Wie wird denn im Moment die Reformdebatte und der Stand der katholischen Kirche in Deutschland international debattiert? Und welche Veränderungen hat es da gegeben in den letzten Jahren?
Ludwig Ring-Eifel: Nach meiner Wahrnehmung wird der Reformprozess in Deutschland im englischsprachigen Raum, insbesondere in Nordamerika, überwiegend skeptisch gesehen – zumindest, was die veröffentlichte Meinung im Netz angeht. Es wird sehr häufig davor gewarnt, dass sich da eine Kirchenspaltung anbahne in Deutschland, dass die Deutschen einen Sonderweg gehen wollten, dass die sich da von Rom lossagen wollten. Da sind häufig Untertöne drin, die in der Sache nicht immer gerechtfertigt sind. Und diese Form der häufig polemischen Berichterstattung, die wollen wir eben versuchen, durch unsere ganz und gar sachliche Berichterstattung zu konterkarieren.
Die Fragen stellte Gudrun Sailer.
(vaticannews - gs)
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