D: Ein Muslim spielt den Judas in Oberammergau
Der Oberammergauer türkisch-stämmige Cengiz Görür gibt den Judas, er teilt sich die Rolle mit Martin Schuster, wie bei der Vorstellung der Hauptdarsteller für die Passion 2020 bekanntgegeben wurde. Zudem wird der türkischstämmige Muslim Abdullah Karaca, der zugleich zweiter Spielleiter ist, als Nikodemus zu sehen sein.
Als Jesus wird wie bereits 2010 Frederik Mayet auftreten, der Pressesprecher des Münchner Volkstheaters. Mit ihm gleichberechtigt agiert Rochus Rückel, der im Sommer als Wilhelm Tell in Schillers gleichnamigen Drama auf der Bühne des Passionstheaters stand.
Mit 1.850 Oberammergauern haben sich so viele wie nie zuvor beworben
Spielleiter Christian Stückl (56), der die Passion zum vierten Mal inszeniert, hatte zuvor eingeräumt, ?wie unglaublich schwierig" es gewesen sei, die 20 Hauptrollen zu vergeben. Sicher werde es Enttäuschte geben, aber ihm sei wichtig, die jüngere Generation mitzunehmen. Mit 1.850 Oberammergauern hätten sich so viele wie nie zuvor beworben. Der Frauenanteil sei mit 53 Prozent der höchste, den es je gegeben habe.
Im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes im Passionsspielhaus hatten die Oberammergauer zuvor feierlich ihr Gelübde erneuert, 2020 wieder das Spiel vom Leiden und Sterben Jesu auf die Bühne zu bringen. Die 42. Oberammergauer Passionsspiele finden vom 16. Mai bis 4. Oktober 2020 statt.
Der Brauch der Oberammergauer Passionsspiele geht auf das Jahr 1633 zurück. Damals starben 84 Menschen während des Dreißigjährigen Krieges an der Pest. Die Einwohner gelobten daraufhin, alle zehn Jahre die Passion Jesu aufzuführen, damit Gott der Krankheit ein Ende bereite. Der Überlieferung nach starb danach niemand mehr an der Pest. Der katholische Münchner Weihbischof Wolfgang Bischof betonte, die Zusage, die Passion aufzuführen, sei "keine Folklore und Gedenkveranstaltung".
(kna – gs)
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