Missbrauch: ?Gewaltenteilung in der Kirche w?re sinnvoll“
?Warum kann es nicht auch in der Kirche eine ,Gewalt´ geben, die nicht im Auftrag der Hierarchie, sondern in eigener Vollmacht Missbrauch und Amtsversagen untersuchen, Akteneinsicht fordern und in eigener Verantwortung die Öffentlichkeit informieren kann?“, fragt Mertes. Bei dem Vorschlag einer Gewaltenteilung in der Kirche gehe es ?nicht nur um eine altbekannte Reformagenda“, vielmehr müssten das Bekanntwerden so vieler Fälle zu Fragen führen, die die ?klassische Lagerbildung“ überstiegen, so Mertes.
Die Studie selbst hält der Ordensmann für seriös. Dass sie vorzeitig an Medien ging, ehe die Bischofskonferenz als Auftragsgeber sie vorstellen konnte, könne als Zeichen dafür gelten, dass die Kirche nun ?Kontrollverlust zulassen“ müsse. Verlorene Glaubwürdigkeit könne die Kirche ?nicht in eigener Regie“ wiederherstellen, sie könne aber dazu beitragen, indem sie ihre Strukturen durch innerkirchliche Gewaltenteilung so umgestalte, dass Aufarbeitung von Missbrauch glaubwürdiger werde, riet Mertes. Die Opfer von Missbrauch hätten ein Recht nicht nur auf Vergebungsbitten, sondern auch auf ?tiefgreifende Entscheidungen“.
Die aktuelle Missbrauchsstudie, die noch nicht veröffentlich ist, nennt für Deutschland 3.677 Opfer und 1.670 Täter als Untergrenze. Sie wurde anders als ähnlich gelagerte Untersuchungen in Australien, Irland und im US-Bundesstaat Pennsylvania nicht von unabhängigen Kommissionen durchgeführt, sondern im Auftrag der Bischofskonferenz. Die Studienleiter bemängeln unter anderem die mangelnde Transparenz etwa bei der Akteneinsicht.
Der deutsche Jesuit und Schulleiter Klaus Mertes setzt sich dem Bekanntwerden zahlreicher Missbrauchsfälle in der Kirche in Deutschland 2010 für grundlegende Reformen ein.
(vatican news – gs)
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