D: Tagung zum Priesterbild von morgen
Denn das, was und wie Priesteramtskandidaten in Zukunft lernen, ist im Umbruch, Papst Franziskus hat neue Richtlinien vorgegeben. Wir sprachen mit einem der Organisatoren der Tagung ?Das Geschenk der Berufung zum Priestsertum“, dem Trierer Kirchenrechtler Christoph Ohly.
Von Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Ohly: ?Der Heilige Stuhl hat vor anderthalb Jahren eine neue ,Ratio Fundamentalis´ herausgegeben, die momentan in eine ,Ratio nationalis´ (Richtlinien für den deutschen Sprachraum, Anm.) umgesetzt wird, und für uns Veranstalter dieser kirchenrechtlichen Tagung war es einsichtig, dass wir uns dieser Frage stellen, weil das ja ein Thema ist, das überall unter den Nägeln brennt – insbesondere mit dem Blick auf die Frage der Ausbildung. Wir stellen ja fest, dass die Zahl der Priesteramtskandidaten sehr niedrig ist, dass die Frage nach Wesen und Zukunft des Priesters diskutiert wird. Wir stellen fest, dass Kommunitäten verschiedener Priesterseminare an zentrale Orte zusammengeführt werden und es wohl auch veränderte Formen der Ausbildung gibt, die diskutiert werden.“
Pope: Ihre Tagung - im Trierer Priesterseminar - ist nicht rein kirchenrechtlich angelegt, sondern interdisziplinär: dogmatisch, historisch, pastoraltheologisch und spirituell. Es sind auch Arbeitsgruppen vorgesehen, in einer geht es um Eignungs- und Zulassungsvoraussetzungen zum priesterlichen Dienst. Lässt sich eigentlich kirchenrechtlich die Eignung von Kandidaten festlegen?
Ohly: ?Wir haben universalrechtlich, im Klerikerrecht, gewisse Vorgaben, die insofern allgemein gehalten sind, als sie für die universale Kirche gelten. Die Ratio Fundamentalis hat ja noch einmal einen ausführlichen Abschnitt zu diesen Fragen vorgelegt, und wie gesagt die Arbeit zur Radio nationalis ist unterwegs, sodass wir da sicherlich auch erwarten können, die Fragen der Eignung und Eignungsvoraussetzung zu konkretisieren. Ich denke schon, dass sowohl das universalkirchliche Recht als auch die Ratio fundamentalis da gute Hinweise und Anregungen geben, aber es auf die konkrete Umsetzung vor Ort ankommt.”
Pope: Zur Frage der Zulassung zum Priesteramt: wie wird zur Zeit unter Kirchenrechtlern die Frage des Zölibats debattiert? Was hat die Einberufung der Amazonas-Synode von Papst Franziskus ausgelöst? Es heißt ja offen, im Amazonas könnte ein Priestermodell geprüft werden, das nicht an Ehelosigkeit gebunden ist.
Ohly: ?Das Thema wollten wir bewusst nicht als Hauptthema angehen, um die Tagung nicht davon überlagern zu lassen. Wir haben es bewusst auch im Zusammenhang mit den Eignungs- und Zulassungsvoraussetzungen in eine Arbeitsgruppe gelgt, und das wird sicherlich dort Thema sein. Momentan sehe ich zumindest aus der kirchenrechtlichen Perspektive oder in der Literatur noch keine weitreichenden Publikationen – was sich allerdings daraus dann ergeben kann.”
Pope: Sie haben sich mit den neuen Richtlinien aus dem Vatikan, der ?Ratio fundamentalis”, gründlich auseinandergesetzt, was sind die Stärken und das Neue, das dort für die Priesterausbildung der Zukunft beschrieben wird?
Ohly: ?Es ist zum einen wegweisend, als es die Entwicklungen der letzten zehn Jahre stärker aufnimmt. Auch werden Gedanken und Erfahrungen, Einsichten erkennbar, die für die künftige Ausbildung eine große Rolle spielen werden. Andererseits muss man sicherlich sagen, steht die neue ,Ratio fundamentalis´ auch in einer starken Tradition zu den Aussagen des II. Vatikanischen Konzils, und zu den bisher schon erschienenen Dokumenten, und versucht sie für die künftige Ausbildung fruchtbar zu machen. Es wird sich zeigen, was davon konkret in eine ,Ratio nationalis´ und damit in den Kontext der teilkirchlichen Situation übernommen oder konkretisiert wird.“
Pope: Bei einer öffentlichen Podiumsdiskussion Ihrer Tagung geht es auf breiter Ebene um ?Zukunft Priester“ – wo zeichnen sich für Sie die großen Linien ab? Was kann sicher nicht so bleiben, wie es ist mit der Priesterausbildung und dem Priestersein?
Ohly: ?Wir haben das Thema Zukunft der Priester zum einen mit einem Ausrufezeichen versehen – die katholische Kirche kann nicht ohne Priester sein. Wir wollen auch deutlich machen, dass die Berufung des Priesters nicht Reflex einer Ordnungswirklichkeit der Kirche ist, sondern in einer eigenen Berufung durch den Herrn der Kirche, durch Jesus Christus selbst, gründet. Wir haben bewusst hinter ?Zukunft Priester“ aber auch ein Fragezeichen gesetzt, um zu erörtern, was sich auf Zukunft hin für den priesterlichen Dienst möglicherweise ändern muss. Da ist zum Beispiel ja gerade in den deutschsprachigen Diözesen das Thema der großen pfarrlichen Einheiten: Was heißt das für den Dienst als Priester in der Zukunft? Und zwar in der Aufgabe als Pfarrer, aber auch möglicherweise in Aufgaben, wo der Priester nicht Pfarrer sein muss, sondern in einem priesterlichen Dienst tätig ist, der in einem Teilbereich kirchlichen Lebens angesiedelt wird.“
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