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Sylvia Buhl in Aktion Sylvia Buhl in Aktion 

?sterreich/Vatikan: ?Kirche muss Jugendlichen mehr zutrauen“

Die Kirche muss den erhobenen Zeigefinger senken, ihre ?Ja“-Botschaften besser transportieren und gl?ubigen Jugendlichen einfach mehr zutrauen: Das ist die ?berzeugung von Sylvia Buhl, die in der katholischen Jugendpastoral in ?sterreich arbeitet.

Gudrun Sailer – Vatikanstadt

Die 28-jährige gebürtige Wuppertalerin wirkt seit November 2016 bei der Koordinierungsstelle ?Jakob" für Jugend-Apostolate katholischer Orden und Bewegungen der österreichischen Bischofskonferenz. Vergangenen Oktober nahm Sylvia Buhl in Rom an einem vorbereitenden Seminar für die kommende Jugendsynode teil. Pope befragte sie zu ihren Erwartungen an die Synode.

Pope: Was wünschen sich aus Ihrer Erfahrung in Österreich junge Gläubige von der katholischen Kirche?

Sylvia Buhl: ?Viele wollen weg von alten Strukturen, die irgendwann geholfen haben, aber heute nicht mehr helfen. Das fängt an bei Räumlichkeiten, die nicht ansprechend sind, und geht bis zu gestrigen Projekten: Da werden Dinge weiterfinanziert, einfach weil sie immer schon so waren. Ich glaube, es braucht einen Fokus auf das Verkünden, auf Mission und das authentische Leben unserer christlichen Botschaft. Dort, wo die Jugendlichen mit Elan ihren Glauben leben und ihn weitergeben wollen, stoßen sie oft an Grenzen, weil ihnen das nicht zugetraut wird. Aber das ist es, was ihnen total auf dem Herzen brennt."

Pope: Im vergangenen September haben Sie mit anderen jungen Menschen in Rom an einem Vorbereitungstreffen für die Jugendsynode teilgenommen. Dabei kam unter anderem heraus, das Thema Sexualität spiele für Jugendliche eine große Rolle und soll daher bei der Synode berücksichtigt werden. Wo hakt es denn da?

Sylvia Buhl: ?Es hakt an der Vermittlung, dass die Sexualität, wie die Kirche sie mit der Botschaft Gottes vermitteln möchte, etwas total Schönes ist. Gewisse Dinge sind vielleicht zu manchen Zeitpunkten empfohlen oder nicht empfohlen, damit etwas Schönes daraus wird. Wenn man das besser verkünden könnte, dann würde man mehr auf die Ansprüche der Jugendlichen eingehen, weil sie dann verstehen würden, was Gott ihnen eigentlich schenken will, statt nur mit dem erhobenen Zeigefinger zu kommen und zu sagen, das darfst du nicht. Ein wichtiges Thema ist Sexualität auch, weil durch das dauernde Angebot via Smartphone und Internet viele unter Pornografie leiden, aber nicht davon wegkommen. Eine neue Sicht könnte sie unterstützen, davon frei zu werden."

Unser Interview zum Hören:

Pope: An der Online-Umfrage zur Synode haben weltweit 240.000 Jugendliche teilgenommen. Mehr als die Hälfte der Rückmeldungen kamen aus Europa, weit abgeschlagen die übrigen Kontinente, in denen die katholische Kirche eigentlich viel stärker ist. Was sagen denn diese Mengenverhältnisse aus?

Sylvia Buhl: ?Mein Eindruck wäre einfach, dass in Europa die Leute via Internet besser vernetzt sind, leichteren Zugang haben und vielleicht auch mehr Werbung gemacht worden ist - oder sich Rom und dem Vatikan einfach näher fühlen.“

Pope: Sie würden es nicht so interpretieren, dass in Europa die Jugendlichen vielleicht der Kirche mehr zutrauen, sich zu ändern?

Sylvia Buhl: ?Naja, ich kann mir schon vorstellen, dass das bei manchen Jugendlichen so ist. Ja, wenn wir uns jetzt einbringen, dann ist das schön demokratisch und dann hören die uns, und dann müssen die das machen, was ich jetzt hier einbringe, weil das vielleicht in demokratisch geprägten Ländern der vertraute Gedanke sein könnte. Aber ich glaube nicht, dass das die Absicht von Papst Franziskus war. Bei der Auswertung wird hoffentlich darauf geschaut, woher die Jugendlichen kommen und was für die jeweilige Gegend entscheidend ist."

Pope: Fast ein Drittel der Jugendlichen, die sich an der der Online-Umfrage beteiligten, sind nicht katholisch, Franziskus wünschte ja auch ausdrücklich eine breite Beteiligung. Ihrer Erfahrung nach: Worin unterscheiden sich die Anliegen katholischer und nichtkatholischer, besonders: nichtglaubender Jugendlicher an die Kirche?

Sylvia Buhl: ?Glaubende und nichtglaubende Jugendliche haben gemeinsam, dass sie Glück und Sinn und Erfüllung suchen und zusehen, wie sie ihre Talente so einbringen können, dass die Welt besser und friedlicher wird. Nichtglaubende Jugendliche haben aber vielleicht kein großes Interesse an den Positionen der Kirche oder sagen, die Kirche soll sich nicht einmischen oder soll sich öffnen und alles erlauben. Anders bei den Jugendlichen, die die Kirche lieben, die Gott lieben. Ihnen liegt die Botschaft der Kirche sehr am Herzen: diese bedingungslose Annahme durch Gott, die Botschaft der Erlösung und der Barmherzigkeit. Und sie wollen, dass die Kirche viel besser lernt, das authentisch vorzuleben, und zwar so, dass es bei den Leuten ankommt."

Pope: Wie könnte das aussehen?

Sylvia Buhl: ?Zum Beispiel müsste die Medienarbeit viel besser auf Jugendliche abgestimmt sein. Instagram etwa ist eine Basisfunktion, um bei den unter 30-Jährigen von heute zu sein. Die Jugendlichen, denen die Kirche am Herzen liegt, die die Botschaft kennen und auch diese Hürden der Kirche merken, denen tut das total weh, weil die Botschaft nicht zu den Leuten kommt, wo sie vielleicht am meisten benötigt würde."

Pope: Ein Blick zum Nachbarn Deutschland, dort will der Bund der deutschen katholischen Jugend BDKJ, dass an der Synode ebenso viele Jugendliche wie Bischöfe teilnehmen sollten. Ein guter Vorschlag?

Sylvia Buhl: ?Ich habe das anfangs auch gedacht, bin aber davon abgekommen. Bei einer Synode kommen nicht Maßnahmen heraus, sondern nur Hinweise, die in den verschiedenen Ländern unterschiedlich umgesetzt werden können und müssen. Jugendliche wären da voller Elan und würden direkt etwas umsetzen wollen, was aber vielleicht kurzfristig gedacht ist."

Pope: Der BDKJ- Bundesvorsitzende Thomas Andonie möchte bei der Synode auch den kirchlichen Umgang mit Homosexuellen und den Zugang von Frauen zu Weiheämtern angesprochen haben. Und ?Mitsprache muss auch Mitbestimmung bedeuten". Wie stehen Sie zu diesem Anliegen?

Sylvia Buhl: ?Nun, das Thema der Synode ist Jugend, Glaube und Berufungsfindung. Dass diese zwei Punkte gefordert werden, wundert mich nicht, das kennen wir aus Deutschland. Aus meiner Erfahrung aus dem römischen Vorbereitungstreffen zur Jugendsynode ist mein Eindruck, dass das weniger relevante Punkte für diese Jugendsynode sind. In Deutschland interessiert uns das viel mehr als in anderen Ländern. In Afrika oder Indien geht es um ganz grundlegende Themen, wie Jugendliche überhaupt ihren Glauben leben können."

Pope: Wie schätzen Sie die Frage des Zugangs von Frauen zu kirchlichen Weiheämtern ein?

Sylvia Buhl: ?Was ich wichtig finde und wofür ich den jetzigen Papst sehr schätze, ist, dass Frauen und das Wesen der Frau mit ihren Eigenschaften als Reichtum für die Kirche gesehen werden. Ich finde es gut, wenn etwa in Priesterseminaren Theologinnen mit den zukünftigen Priestern das Wesen der Frau thematisieren, denn damit werden sie später in ihrer Gemeindearbeit viel zu tun haben. Es ist auch zu begrüßen, dass Teams in Pfarrgemeinden oder Gemeinschaften aus zwei bestehen, aus einem Mann und einer Frau, weil man eben erkennt, der eine muss sich nicht an den anderen anpassen, sondern Gott hat beide geschaffen und jeder hat unterschiedliche Talente geschenkt bekommen. Wenn man das mehr in den Fokus nehmen würde, dann wäre ich sehr zufrieden! Das würde die Kirche mehr bereichern als ein Weiheamt für Frauen, denn dieses ist im Endeffekt ja auch nur ein Dienst an der Kirche, und wenn ich mit meinem ganzen Wesen schon dienen kann, dann muss ich nicht unbedingt noch geweiht werden. Das ist meine persönliche Meinung."

Pope: Vielen altgedienten Kirchenmännern ist die Welt junger Leute suspekt - die der nichtglaubenden Jugendlichen, besonders aber auch der katholischen. Woher rührt dieses Unbehagen, was macht Angst an Ihren Ansichten?

Sylvia Buhl: ?Ich glaube, die Angst besteht deswegen, weil man einander nicht kennt. Deswegen finde ich mit Blick auf die Synode sehr gut, dass der Papst im Vorhinein so viele Begegnungen und Initiativen angesetzt hat, sodass die Bischöfe direkt sehen können, was den jungen Leuten am Herzen liegt und wie sie leben. Zum Beispiel, dass sie alle fünf Minuten das Smartphone nehmen und checken, was abgeht. Wenn die Bischöfe das persönlich mitkriegen, macht es ihnen bewusst, wie wichtig es ist, dass sie selbst auf diesem Kanal mitspielen."

Pope: Was schätzen katholische und nichtglaubende junge Leute an Papst Franziskus?

Sylvia Buhl: ?Ich glaube, dass es durchaus dasselbe sein kann: dass er sehr authentisch ist, die Barmherzigkeit einfach lebt, nicht nur mit Worten, sondern mit Taten, dass er sehr nahbar ist. Man merkt richtig, dass er sich bemüht in seiner Einfachheit auf die Menschen zuzugehen, nicht irgendwie von oben herab, sondern auf Augenhöhe den Menschen zu begegnen; vor allen Dingen die Menschen so anzunehmen, wie sie sind und so zu lieben, wie sie sind. Und vielleicht auch ein bisschen in der Kirche, diesem manchmal sehr schweren, langsamen, etwas veralteten Koloss, weiterzuhelfen und dort ein bisschen aufzuräumen, wo es notwendig ist; quasi die Fenster aufzumachen und frische Luft dorthin zu bringen damit das Ganze, ja damit die Kirche als Leib Christi neues Leben in sich hat und dieses Leben auch einfach weiterschenken kann."   

(Pope – gs)

 

 

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26. Februar 2018, 13:56