Mexiko: Ein neuer Bischof für die Indigenen
Anne Preckel - Città del Vaticano
Bischof im indigenen Bundesstaat Chiapas sein - ohne Einsatz für die Indigenen? So etwas ist heute undenkbar. ?Ich freue mich sehr, dass mein Nachfolger ein Bischof ist, der Kontakt zu Menschen und zur indigenen Bevölkerung hat. Das war eine Voraussetzung dafür, dass er hier Bischof werden konnte“, kommentiert der Dominikaner Felipe Arizmendi Esquivel die Wahl seines Nachfolgers für den Bischofssitz der Diözese San Cristóbal de Las Casas. Papst Franziskus hatte Rodrigo Aguilar Martínez letzte Woche zum neuen Bischof von San Cristóbal de Las Casas bestimmt. Aguilar war bisher Bischof von Tehuacán und ist in der großen mexikanischen Bischofskonferenz für die Themen Familie, Leben, Jugend und Laien zuständig.
San Cristóbal de Las Casas liegt im südöstlichen Chiapas, einer der ärmsten Regionen Mexikos. Franziskus hatte 2016 während seines Besuches vor Ort der indigenen Kultur Respekt gezollt: Die Papstmesse in San Cristóbal wies Teile in verschiedenen Maya-Sprachen auf, und der Papst betete am Grab des Indigenen-Fürsprechers Bischof Samuel Ruiz Garcia, der in den 1990er Jahren im Konflikt zwischen Regierung und linken Zapatisten vermittelt hatte. Im Jahr vor seiner Mexikoreise hatte Franziskus in Bolivien alle indigenen Völker Amerikas um Vergebung gebeten für die an ihnen verübten Verbrechen – auch durch die katholische Kirche.
Papstreise bestärkte Mexikos Indigene
Dass Franziskus eine so große Aufmerksamkeit für die lange diskriminierte Stammbevölkerung von Chiapas zeigt, schätzt der scheidende Bischof von San Cristóbal überaus. Der Papstbesuch in Mexiko habe der indigenen Bevölkerung Mut gemacht, blickt Bischof Arizmendi Esquivel auf die Visite vom Februar vergangenen Jahres zurück: ?Das war sehr wichtig, weil der Besuch die Indios hat spüren lassen, dass sie zur Gesellschaft gehören und wichtiger Teil der Kirche sind, dass sie nicht diskriminiert werden, dass man sie schätzt mit ihren eigenen Ausdrucks- und Lebensformen.“
Übersetzungen liturgischer Texte: ?Zeichen des Vertrauens in lokale Bischofskonferenzen“
Eine weitere Ermutigung erfuhr die Maya-Kultur durch die von Papst Franziskus, die Übersetzung der liturgischen Texte in die Hand der Bischofskonferenzen zu legen. Ein wichtiger Vertrauensbeweis, findet Bischof Arizmendi Esquivel, ?weil der Papst uns damit die Verantwortung gegeben hat. Da hat eine Dezentralisierung stattgefunden. Er übergibt damit das wichtige Thema der Inkulturation den lokalen Bischofskonferenzen, denn sie sind es doch, die wissen, wie mit den indigenen Sprachen umzugehen ist, sie sind die Experten. Das ist ein Zeichen, dass er uns Vertrauen entgegenbringt, dass wir diese Inkulturation mit den verschiedenen Sprachen und Kulturen richtig umsetzen.“
Als Bischof Samuel Ruiz, Arizmendis Vorgänger, 1960 nach Chiapas kam, durften Angehörige der Maya-Völker sich nicht auf öffentliche Parkbänke setzen und bekamen für ihre Arbeit einen Hungerlohn. Bis heute habe sich einiges getan, was die Rechte der Indigenen und ihre Präsenz in der Gesellschaft betrifft, schlägt der scheidende Bischof von San Cristóbal den Bogen in die Gegenwart. Das mache sich auch in der Kirche bemerkbar:
?Wir sehen es wirklich als eine Gnade Gottes, dass die Indigenen in der Gesellschaft und in der Kirche heute viel präsenter sind. Sie benützen alle modernen Medien, sogar im Urwald werden die sozialen Medien genutzt. Sie besuchen Universitäten, sind stärker präsent in der Gesellschaft, in der Politik, und wir sehen auch ganz stark, dass sie in der Kirche aktiv sind. Die meisten unserer Katecheten, Diakone sind Indigene, und auch im Priesterseminar sind über die Hälfte der jungen Männer, die Priester werden wollen, indigener Abstammung.“
Bischof Arizmendi Esquivel ist zuversichtlich, dass es eines Tages auch einen indigenen Bischof geben wird. Es gebe zahlreiche indigene Priester, die für eine solche Aufgabe geeignet wären.
Das Interview mit dem emeritierten Bischuf führte Claudia Zeisel für katholisch.de.
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